Verhaltene Freude herrschte nach der Spanienwahl auch auf Mallorca und den Nachbarinseln bei den Anhängern von Premierminister Pedro Sánchez (PSOE). Seine Parteifreundin Francina Armengol, die auf den Balearen seit 2015 mit einem Linkspakt eine Minderheitsregierung anführt, trat am Abend in der Parteizentrale in Palma vor die Medien.
"Es ist ein historisches Ergebnis, das uns viel Kraft gibt", sagte die 47-Jährige im Hinblick auf die anstehenden Regional-, Kommunal- und Europawahlen am 26. Mai. "Das war die erste Runde, und wir dürfen jetzt nicht in Euphorie verfallen", erklärte Armengol unter dem Beifall von Mitstreitern und Sympathisanten, ohne dass dabei so richtig Partystimmung aufkommen wollte.
Die sozialistisch bis sozialdemokratisch orientierte PSOE wurde auf den Inseln erstmals seit Langem mit 26,34 Prozent wieder stärkste Kraft, während die korruptionsbelastete konservative Volkspartei PP ein Debakel erlebte. Ihr Stimmenanteil halbierte sich von 35 Prozent im Jahr 2016 auf nun 16,84 Prozent. Damit landeten sie noch hinter den Linkspopulisten von Podemos (17,82 Prozent) und den Nationalliberalen von Ciudadanos (17,43 Prozent) regional auf Rang vier. Bei den Wahlen am 26. Mai dürften weitere Verluste drohen.
Der Kampf um die Führungsrolle rechts von der Mitte verspricht spannend zu werden, zumal die Radikalen von Vox auf den Balearen mit 11,82 Prozent überdurchschnittlich gut abschnitten und erstmals eines von acht Parlamentsmandaten erringen konnten. Drei Sitze gingen an die PSOE (+1), zwei an Podemos (+/- 0), jeweils einer an die PP (-2) sowie an Ciudadanos (+/-0).
Auf Mallorca heruntergebrochen zeigt sich ein ähnliches Bild wie auf den Balearen, und auch die Wahlen zum spanischen Senat konnte die PSOE hier klar für sich entscheiden.
Spanienweit hatte sich am Abend mit dem offiziellen Endergebnis der Trend der Auszählung bestätigt. Die Sozialisten errangen 123 von 350 Parlamentssitzen und sind damit auf Bündnis- oder Tolerierungspartner angewiesen. Beobachter erwarten eine Hängepartie mit langem Taktieren, da die PSOE entweder auf eine Duldung durch Regionalparteien und katalanische Separatisten oder durch die bisher unwilligen Liberalen von Ciudadanos angewiesen wäre. Für die linken Republikaner Kataloniens (ERC) und die Puigdemont-Partei PxC holten auch fünf Häftlinge beziehungsweise Exilierte Sitze im Parlament oder Senat.
Voraussichtlich kommen die Karten erst nach dem 26. Mai auf den Tisch, denn dann werden in Spanien alle Gemeinderäte und Bürgermeister sowie viele Landesparlamente neu gewählt. Ein Kuhhandel zwischen den verfeindeten Blöcken oder auch eine Amnestie für die nach dem illegalen Referendum vom 1. Oktober 2017 inhaftierten katalanischen Politiker sind danach denkbar.
Entgegen der lautstarken Forderungen von linken Anhängern wollte Pedro Sánchez bei seiner Siegesrede in Madrid Absprachen mit Ciudadanos nicht ausschließen. Die Beteiligung an dem von vielen als Schicksalswahl gesehenen Urnengang am Sonntag lag mit 75,75 Prozent so hoch wie noch nie seit 1982. Nach den Jahren des Übergangs von der Franco-Diktatur zur Demokratie und einem versuchten Militärputsch im Februar 1981 waren seinerzeit erstmals die Sozialisten von Felipe González an die Macht gekommen.