„Wenn ich in Palma sein darf, muss ich nicht in Berlin sein“, scherzt Christian Lindner auf Mallorca beim Auftakt des Kongresses der Steuerberatungsfirma European Accounting. Diese richtet im Kongresspalast der Inselhauptstadt in diesem Jahr noch bis zum 4. Oktober erneut „Steuerliche Herbstgespräche“ aus.
Eigentlich sei er gerade wegen einer Hochzeit auf Ibiza, so Lindner, ließ es sich aber nicht nehmen, zu einem interessanten Thema auf Mallorca einen Vortrag zu halten.
Vor den rund 120 Gästen fuhr der FDP-Vorsitzende kritisch fort und äußerte sich zum Thema „Deutschlands vergessene Mitte“ vor interessierten Investoren, die sich über Steuerbedingungen bei Eigentum auf Mallorca informieren wollten. Dazu stehen an zwei Seminartagen Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Verfügung.
Der Begriff „Spitzenverdiener“ würde in Deutschland falsch definiert werden und die Ressourcen des Landes würden auf Verschleiß gefahren, sagte Lindner. Angesprochen auf seine Vision für Deutschland wünsche er sich ein „freiheitlich liberales Land“. Wir würden zu stark auf Moralisierung setzen, Klimaschutz zur Instrumentalisierung der Gesellschaft nutzen, und auch der Führungsstil würde an eine „Planwirtschaft“ erinnern. „Wir müssen uns wieder in der Mitte sammeln, der Mittelstand findet fast gar nicht mehr statt“, so der Politiker. Die oberen zehn Prozent der Steuerzahler bringen die Hälfte der Steuerlast in Deutschland auf, richtete er sich an das Publikum auf Mallorca. Für die kommenden Jahre brauche man eine strukturelle Veränderung, weil nicht nur ein kleiner Konjunkturabschwung zu erwarten sei.
Mallorca besuche er regelmäßig privat, so der studierte Politikwissenschaftler. Das Flair und das Lebensgefühl begeisterten ihn immer wieder. Wie er im MM-Interview sagte, könne er verstehen, warum die Deutschen hierher abwanderten. Dies sei jedoch nicht als ein Zeichen zu deuten, dass die deutsche Gesellschaft „zu langweilig, zu neidisch oder wirtschaftlich unerfolgreich“ sei.