Der CSU-Vizechef Manfred Weber ist für ein EU-Zertifikat für Corona-Geimpfte, das freies Reisen im Schengen-Raum ermöglicht. "Wenn die Menschen geimpft sind, müssen sie mit einem entsprechenden Papier in der EU reisen können", sagte der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei am Mittwoch. Die EU-Staaten müssten schnell handeln und bereits bei ihrem Videogipfel nächste Woche eine Orientierung geben.
Weber stellte sich damit hinter einen Vorschlag des griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis. Dagegen hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ausdrücklich vor Privilegien für Geimpfte gewarnt, weil dies auf einen Impfzwang durch die Hintertür hinauslaufen könnte.
Weber argumentierte im Gespräch mit Journalisten: "Wir müssen eine Fragmentierung der Reisefreiheit in der EU unbedingt vermeiden, damit nicht jedes Land mit eigenen Regeln kommt." Nötig sei ein gemeinsames Verständnis der EU-Staaten. Der Vorschlag sei auch aus ökonomischen Gründen hilfreich. "So könnte der wirtschaftliche Schaden mitten in der schweren Wirtschaftskrise begrenzt werden", sagte Weber.
Innenminister Seehofer hatte Ende Dezember gesagt: "Eine Unterscheidung zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften kommt einer Impfpflicht gleich. Ich bin aber gegen einen Impfzwang." Auch Sonderrechte privater Unternehmen wie von Fluglinien oder Konzertveranstaltern für Geimpfte lehnte Seehofer damals in der "Bild am Sonntag" ab.
Griechenlands Ministerpräsident Mitsotakis hatte am Dienstag klargestellt, dass Griechenland die Impfung nicht zur Voraussetzung für Reisen machen werde. Aber: "Die Personen, die geimpft sind, müssen frei reisen dürfen." Griechenland hofft dieses Jahr auf mehr Touristen als im Krisenjahr 2020, als die Flugankünfte um drei Viertel eingebrochen waren.