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Nicht ohne meine Harley

Bike Week Mallora: Manche Maschine verursacht schon beim Starten einen satten Sound

Bereit zum Losfahren, die Helme werden aber noch aufgesetzt: Robinson-Chef Monti Galmes (vorne). | Fotos: Patricia Lozano

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Das Bild seines Sohnes Niklas hat sich Peter Küchenberg auf den Tank seiner Dyna Street Bob lackieren lassen. "So habe ich ihn immer bei mir", sagt der Wülfrather. Niklas war kurz vor seinem 18. Geburtstag am Schweinegrippevirus gestorben. Küchenberg, ein Mann wie ein Baum, verarbeitet die Trauer auf dem Sitz seiner Harley.

Die sentimentale Geschichte scheint ein Widerspruch zu sein zum Ambiente aus chromblitzenden Maschinen und hart dreinschauenden Bikern in Lederkutten und mit Totenkopf-Ringen an den Händen. Doch hier auf der 7. Bike Week im Robinson Club Cala Serena hat sich kein Rockerclub eingefunden, sondern eine bunte Mischung aus Individualisten, viele schon reiferen Alters.

Wie etwa Hans Rink aus Marburg: "Ich habe mir die Streetglide zu meinem 50. Geburtstag gekauft", erzählt der 59-Jährige. Ein Kauf gegen die Midlife-Crisis, wie er freimütig zugibt. Mehr als 80 Stundenkilometer fährt er selten, aber der Sportwagenliebhaber will nicht mehr tauschen.

Bei der Bike Week geht es um das Gefühl von Freiheit und das Mittelmeerklima, das auch im November noch Ausfahrten erlaubt.

Es war wieder einmal eine logistische Meisterleistung, die Adrian Kiessling und sein Team der SKS-Spedition vollbracht haben. Wer den Robinson Club in diesen Tagen besucht, denkt an ein Rockkonzert. Zehn Trucks stehen vor dem Hotel. Genau 324 Harley Davidsons wurden damit auf die Insel gebracht.

"Wir haben die Bikes von 60 Stationen in sechs Ländern abgeholt und dann vier Tage sortiert, immer zwei Maschinen wurden auf Spezialgestellen übereinander gestellt", erklärt Kiessling. Insgesamt habe das Verladen 14 Tage gedauert. Das hat seinen Preis: Für die sechs Tage hat jeder Biker inklusive Transport seines Vehikels 1400 Euro bezahlt.

Der 58 Jahre alte "Norberto" Thiversen aus Mönchengladbach ist zum sechsten Mal auf Mallorca dabei. "Wo sonst hat man im November noch die Möglichkeit, mit dem Bike rauszufahren", sagt er. In den Dörfern halte man sich aber zurück. "Da fahren wir verhalten, um niemanden zu stören." Manche 2,3-Liter-Maschine verursacht schon beim Starten einen satten Sound.

Herbert Krumbein ist zum ersten Mal dabei. Ihm gefalle die "überschaubare" Teilnehmerzahl, bei anderen Treffen seien es bis zu 70.000. Seine hellblau gestrichene Maschine mit Sowjetstern ist ein Hingucker. Vor drei Jahren hat Krumbein seine Firma für Büromöbel verkauft, seitdem genießt der 62-Jährige seine Harley umso mehr.

"So ein Treffen wie dieses hier ist weltweit einmalig", sagt Monti Galmes, Robinson-Regionaldirektor für Spanien. "Du kommst an und erhältst deinen Zimmer- und Bikeschlüssel. Anschließend wird dein Bike wieder nach Hause gebracht."

Dass es noch mehrere Auflagen des Treffens geben wird, scheint ausgemacht. "Man kann Dinge wiederholen, wenn sie gut sind", sagt Galmes. Der Harley-Fan weiß wovon er spricht: Er nimmt selbst an der Bike Week teil und freut sich darüber, dass das Hotel in der Nebensaison für eine Woche ausgebucht ist.

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