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Der Traum des Rafael Nadal

Der künftige Centre Court ist schon klar zu erkennen, dahinter das Hotel mit Restaurant, Spa- und Fitnessbereich.

| Manacor, Mallorca |

Aus dem modernen Einzelzimmer im dritten Stock hat man je nach Blickrichtung Aussicht auf den markanten Kirchturm der Iglesia de Nuestra Señora de los Dolores von Manacor oder einen Acker mit ein paar Hügeln. Die 56.000 Euro pro Jahr zahlen die vermutlich wohlhabenden Eltern jedoch nicht für die schöne Aussicht, sondern für eine professionelle Tennis- und Schulausbildung ihrer Zöglinge.

Bis zu 140 kann die "Rafa Nadal Academy" vor den Toren Manacors künftig aufnehmen. Der Name verrät es schon: Inspiriert wurde der Initiator dieses Projekts, Mallorcas Tennisstar Rafael Nadal, von Tennisinternaten in den USA. "Unser Vorbild ist die IMG Academy von Nick Bollettieri in Florida", sagt der künftige Akademie-Geschäftsführer Victor Barreira. Barreira war früher Geschäftsführer des spanischen Tennisverbands und kennt die internationale Tennisszene bestens.

Der Maßstab, den er setzt, ist hoch: Die Bollettieri-Ausbildung ist legendär, von Boris Becker bis André Agassi, von Maria Sharapova bis Mary Pierce haben diverse Top-Ten-Spieler diese Schule durchlaufen. So etwas soll nun auch auf Mallorca entstehen, für den 1. Mai 2016 ist die offizielle Eröffnung geplant.

Rafael Nadal gibt nicht nur seinen Namen, sondern investiert auch eine Menge Geld, gemeinsam mit bekannten Unternehmen. Wie viel genau, will Victor Barreira nicht sagen, aber die Dimensionen sprechen ohnehin für sich. Das U-förmige Grundstück hat eine Fläche von 40.000 Quadratmetern, von denen 25.000 Quadratmeter bebaut sind. Alles soll höchsten Ansprüchen genügen, so will es Nadal.

"Es ist sein Projekt, die Fortsetzung seiner Karriere und sein Traum", sagt Barreira. Es wird ein echtes Familienbusiness: Onkel Toni wird die sportliche Leitung der Akademie übernehmen, Nadals Manager Carlos Costa wird technischer Direktor, Rafas Mutter Ana María Parera bekommt als Präsidentin der Rafael-Nadal-Stiftung auch ein Büro. Und natürlich der Namensgeber persönlich: "Wenn Rafa nach Mallorca kommt, trainiert er hier. Er wird daher sehr stark eingebunden sein in den täglichen Betrieb", verspricht Barreira.

Der gesamte Komplex besteht aus drei Teilen: Da gibt es zum einen die öffentlich zugängliche Tennisanlage mit künftig sieben Sandplätzen und eine Halle mit dem Greenset-Belag, einem Kunstharz, auf dem Nadal derzeit beim Masters in London spielt. Vor Turnieren trainiert er selbst häufiger auf der Anlage, sie soll künftig auch für Freizeitspieler offenstehen. Mit den Plätzen im Studentenbereich gibt es insgesamt 26 Plätze mit verschiedenen Belägen. Auch ein Fußballplatz und sieben Padel-Plätze gehören zum Sportangebot.

Kernstück des "U" ist ein Sporthotel, die "Nadal Residence" mit 67 Zimmern und dem charakteristischen Museumsturm, der Rafas persönliches Logo tragen wird: einen stilisierten Stierkopf. Der findet sich auch in der Kollektion seines Sportausrüsters wieder. "Das Sportmuseum soll zu einem Anziehungspunkt für Touristen werden", sagt Barreira. In den Ausstellungsräumen sollen keineswegs nur Devotionalien von Rafa selbst zu sehen sein, sondern auch von anderen Sportstars wie Sprintstar Usain Bolt, Basketballer Pau Gasol oder anderen Tennisgrößen.

Neben einem Restaurant wird das Zentralgebäude auch das Hallenbad, einen Außenpool und den Centre Court beherbergen, der zentrale Tennisplatz. Die Schüler der Akademie werden unterhalb des Restaurants eine eigene Mensa bekommen.

Ein Fitnessstudio mit Geräten der neuesten Generation steht sowohl den Schülern als auch externen Besuchern zur Verfügung. "Das Ganze aber zu erschwinglichen Preisen", verspricht Barreira. Denn eins sei dem Tennishelden sehr wichtig gewesen: Die Leute aus Manacor sollen auch in die Akademie kommen.

Zur Stadt Manacor hin wird das Akademiegebäude den Komplex abgrenzen. Darin befinden sich Unterrichtsräume mit modernen elektronischen Tafeln, Labore, die Bibliothek, Freizeiträume sowie die Zimmer der Internatsschüler. Für die stolze Schulgebühr wird den Tennis-Studenten einiges geboten: Sie bekommen ein Tablet mit ihrem individuell abgestimmten Lernprogramm, je nach Sprach- und Wissensstand. Die Schüler werden aus aller Welt kommen, Deutschland, den USA oder China. Die schulische Ausbildung sei ein zentraler Pfeiler, so Barreira.

"Nicht jeder kann Profi werden, deshalb dürfen die Schüler nicht ihre Ausbildung vernachlässigen." Zunächst werden vor allem Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren angesprochen, sie können an der Rafa Nadal Academy einen internationalen Abschluss machen, um in ihren Heimatländern weiterstudieren zu können. Es ist aber auch geplant, Jungprofis aufzunehmen und zu fördern.

Eine eigene Küche für die Studenten und ein Team von Ernährungsprofis stimmt zudem die Mahlzeiten mit jedem Schüler ab. "Nicht jeder Sportler isst dasselbe, das muss man nach seinem Trainingspensum abstimmen. Es hängt auch von der Jahreszeit ab, ob er viele Turniere spielt oder nicht", erklärt Barreira. Die ersten Anmeldungen gebe es schon, auch aus Deutschland.

Die im September 2014 begonnenen Arbeiten sind schon weit fortgeschritten, man liege vor dem Zeitplan, sagt Barreira. Dass sich die Akademie füllen wird, daran hat er keinen Zweifel. "Es gibt weltweit nur wenige Akademien, die sind alle voll", meint er. Und dass Mallorca mithalten kann, steht für ihn fest. "Dafür steht Nadal mit seinem Namen, da muss Qualität dahinter stehen."

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