Zwölf Jahre hat der Kampf gedauert. Nun hat ein Gericht in Palma entschieden: Der alte Weg Camí Vell de Planícia i des Rafal, der von Banyalbufar zur öffentlichen Finca Planícia und weiter nach Estellencs führt, muss öffentlich zugänglich sein. In einem symbolischen Akt haben Vertreter von Inselrat, BalearenRegierung und der Gemeinden Banyalbufar, Estellencs und Esporles das erste Schild, das auf den neu eröffneten Weg weist, angebracht.
Die Besitzer der Finca Es Rafal, durch die ein Teil des alten Wegs läuft, hatten 2004 den Durchgang gesperrt. Damit war auch die Etappe des Weitwanderwegs GR-221 von Banyalbufar nach Estellencs unterbrochen worden. Sie konnte nun nicht mehr durch die Gebiete von Es Rafal und daran anschließend der öffentlichen Finca Planícia laufen. "Zwölf Jahre haben uns die Wanderer gefragt, wie sie von Banyalbufar nach Planícia kommen und zwölf Jahre mussten wir sagen: über die Straße", sagt der Bürgermeister von Banyalbufar, Mateu Ferrà. Für Banyalbufar habe das Urteil entscheidende Bedeutung, da die Existenz des Orts von touristischen Dienstleistungen abhänge.
"Es war ein Gemeinschaftskampf von öffentlichen und privaten Organisationen", fügt der Präsident des Inselrats, Miquel Ensenyat zu. Ausschlaggebend für den Gerichtsentscheid sei der Nachweis vieler Zeugen gewesen, dass der Weg in der Vergangenheit immer öffentlich gewesen sei. "Jahrhundertelang war dieser Trockensteinmauerweg die Handelsverbindung zwischen Estellencs, Banyalbufar und Esporles", betont Ensenyat. In den nächsten Tagen werde der Inselrat den Weg überprüfen, um die Sicherheit für die Wanderer sicherzustellen, und weitere Wegschilder anbringen. Erst dann werde das Gericht den Weg freigeben. Dann werde auch der GR neu ausgeschildert.
Das Urteil kann beim Obersten Gerichtshof angefochten werden. Es sei aber sehr unwahrscheinlich, dass einer Klage stattgegeben würde, meint die Beauftragte der Balearen-Regierung für Landschaftsschutz, Caterina Amengual, da es sich um einen historischen, niemals privaten Weg handele.
Auch die öffentliche Finca Planícia werde durch den neuen Zugang aufgewertet, sagt Amengual.
Planícia sei ein Gut mit einer langen Geschichte und ein wichtiges Element, um die Tramuntana kennenzulernen. Die Balearen-Regierung habe viele Pläne mit Planícia. Unter anderem solle im Gutsgebäude eine Wanderherberge entstehen. Finanzielle Mittel dafür erhoffe man sich durch die neue Touristensteuer.
GESCHICHTE des LANDGUTS
Bereits im 14. Jahrhundert wurde das Landgut Planícia urkundlich erwähnt. Seine Blütezeit erlebte es im 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit gab es mehrere Bauernhäuser, eine Ölmühle ("tafona"), eine Blutpresse, eine Retorte ("alambí") zum Schnapsbrennen und Keller zur Lagerung der Ernte. Auf ausgedehnten Flächen wurden Oliven, Johannisbrot, Feigen, Wein und Getreide angebaut.
Erst seit Beginn des 21. Jahrhunderts wird das 445 Hektar große Gut nicht mehr landwirtschaftlich genutzt. 2009 kaufte die Balearen-Regierung zusammen mit dem spanischen Umweltministerium Planícia für 11,2 Millionen Euro. Zur Zeit werden die Olivenhaine wieder instand gesetzt und Steinmauern restauriert. Im Gutshaus soll eine Herberge für den Weitwanderweg GR-221 (die "Ruta de Pedra en Sec") entstehen.
(aus MM 9/2016)