Es mag etwas pathetisch klingen, trifft aber zu: An diesem Samstag, 4. Juni, geht es um die Zukunft von Real Mallorca. Nach der bitteren 0:1-Heimniederlage am Sonntag gegen den FC Córdoba stehen die Inselkicker auf einem Abstiegsplatz. Den Absturz in die Segunda B, die dritte spanische Liga, kann das Team nicht mehr aus eigener Kraft verhindern. Samstag ist der letzte Spieltag, alle Partien der Segunda A finden zeitgleich ab 20.30 Uhr statt. Die Mallorquiner treten bei Real Valladolid an und müssen gucken, wie sich die UD Almería (zu Gast in Córdoba) und die SD Ponferradina (Heimspiel gegen Girona) schlagen. Einer der drei Clubs wird in der kommenden Saison nicht mehr zweitklassig sein. Es gibt die verschiedensten Ergebnis-Konstellationen (siehe unten).
Klar sind zwei Dinge: Bei einer Niederlage ist Real Mallorca weg vom Fenster. Und ein Sieg bedeutet nicht automatisch den Klassenerhalt. Kleiner Vorteil für die Inselkicker: Die Gegner von Almería und Ponferradina werden ihre Spiele nicht herschenken, weil sie sonst eventuell noch die Aufstiegsrunde verpassen. Für Real-Gegner Valladolid geht es dagegen nach der Rettung am vergangenen Wochenende um nichts mehr.
Abstieg statt des erhofften Aufstiegs zum 100. Club-Geburtstag - es wäre auch ein Schlusspunkt unter die Ära Utz Claassen. Der deutsche Clubbesitzer hatte den Großteil seiner Aktien Anfang Januar an eine Gruppe um den US-amerikanischen Multi-Millionär Robert Sarver verkauft, der unter anderem Besitzer des Basketball-Teams Phoenix Suns ist. Seitdem ist Claassen zwar noch auf dem Papier Präsident von Real Mallorca, spielt aber beim Club keine Rolle mehr. Man sah ihn in den vergangenen Monaten kaum noch im Stadion.
Ob und wie schnell sich Real Mallorca im Falle eines Abstiegs erholen würde, steht in den Sternen. Es gibt in der Segunda B vier Staffeln à 20 Clubs. Von diesen 80 Teams steigen am Ende der kommenden Spielzeit gerade mal vier in die zweite Liga auf.
Fraglich ist auch, wie es mit dem Engagement der US-Amerikaner weiterginge. In diesem Punkt gab Sarver-Partner Andy Kohlberg am Dienstag in einem Interview mit der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" aber erstmal Entwarnung. "Unser Projekt war und ist langfristig angelegt und wird das auch weiterhin sein", betonte der ehemalige Tennisprofi. "Das Ziel war, in die erste Liga aufzusteigen. Ich hoffe, dass wir nicht absteigen. Aber sollte das passieren, machen wir weiter. Das Ziel erste Liga bleibt in der zweiten und auch in der dritten Liga. Der einzige Unterschied ist, dass wir vielleicht mehr Zeit brauchen, als wir vorhergesehen hatten."
Wie es kurzfristig mit Real Mallorca weitergeht, das zeigt sich in der kommenden Woche in den USA: "Wenn die Saison beendet ist, werden wir die Situation in Phoenix analysieren. Dort kommen wir zusammen und fällen die Entscheidungen, die getroffen werden müssen."
Zu der Zukunft einzelner Personen, wie der des Trainers Fernando Vázquez oder der von Sportdirektor Miguel Àngel Nadal wollte sich Kohlberg unter Verweis auf das Treffen in der kommenden Woche nicht äußern. Auch nicht zu Utz Claassen. "Ich glaube, er hat gesundheitliche Probleme und hoffe, dass er sich bald erholt."
Als die Investorengruppe um Sarver und Kohlberg bei Real Mallorca eingestigen ist, war klar, dass auch ein Abstieg drohen könnte. "Wir wussten, dass das eine der Möglichkeiten ist. Aber wir wollen nicht absteigen und müssen mit einem festen Siegeswillen nach Valladolid fahren."
Diese Varianten sind möglich
Real Mallorca hält die Klasse, wenn ...
... die Inselkicker ihr Spiel in Valladolid gewinnen und es für mindestens einen der beiden Kontrahenten keinen Sieg gibt. Es reicht also, wenn Ponferradina gegen Girona oder Almería in Córdoba maximal unentschieden spielen.
... das Team in Valladolid ein Remis herausholt und von den beiden Kontrahenten mindestens einer verliert.
Real Mallorca steigt ab, wenn ...
... es einen Sieg in Valladolid gibt, aber sowohl Ponferradina als auch Almería gewinnen.
... es nach 90 Minuten in Valladolid unentschieden steht und Ponferradina und Almería ebenfalls unentschieden spielen oder siegen.
... die Inselkicker in Valladolid verlieren. Dann ist vollkommen egal, was die beiden Kontrahenten machen.
Sollte RealMallorca nach den letzten 90 Minuten der Saison mit einem der anderen Teams punktgleich sein, oder mit beiden, dann entscheidet nicht die Tordifferenz, sondern der direkte Vergleich. Und der spricht in beiden Fällen für die Mallorquiner.