Bei Zweitligist 1860 München spielte er nach schwerer Verletzung keine Rolle mehr. "Außerdem wollte ich nach Hause", verrät Guillermo Vallori. Jetzt ist der Mallorquiner wieder auf seiner Insel. Der 34-Jährige unterschrieb einen Vertrag über zwei Jahre plus Option auf eine weitere Saison bei Atlético Baleares. Nach neun Jahren im deutschsprachigen Ausland will der 34-Jährige mit den Drittliga-Kickern in die Segunda aufsteigen.
Eigentlich hatte es schon vor einem Jahr so weit sein sollen. Vallori stand damals in Verhandlungen mit Atlético-Baleares-Sportdirektor Patrick Messow. Er wollte seine Karriere nach viereinhalb Jahren Grashoppers Zürich und weiteren viereinhalb Jahren bei 1860 München in Palma ausklingen lassen. Eigentlich war alles klar. Doch dann zog er sich im vorletzten Zweitliga-Spiel der Saison einen Kreuzbandriss zu und alles kam anders.
Zwar verlängerten die 60er den auslaufenden Vertrag des Publikumslieblings und ehemaligen Kapitäns, die Verletzung heilte auch aus, doch Vallori spielte nicht mehr für München. Es blieb bei 93 Einsätzen. Für die Grashoppers hatte er 145 Partien absolviert.
Das Interesse von Atlético Baleares war auch ein Jahr später vorhanden. Und so kam der Deal schließlich diesmal zustande. "Ich bin nicht hier, um Urlaub zu machen", betont Vallori. "Ich will mit Atlético Baleares in die zweite Liga aufsteigen."
Ein Mallorquiner in einem mallorquinischen Club. Und doch ist alles ziemlich deutsch. Der Besitzer von Atlético ist Ingo Volckmann aus Berlin, der erwähnte Sportdirektor ebenso Deutscher wie Trainer Christian Ziege, Co-Trainer Klaus-Peter Nemet und einige Spieler. "Klar ist das ungewöhnlich", lacht Vallori. "Es ist ein bisschen so wie eine deutsche Kolonie. Aber für mich ist das gut. Ich habe die Möglichkeit, weiterhin etwas Deutsch zu sprechen und vergesse nicht alles, was ich gelernt habe. Ich kann auch den deutschen Trainern ein bisschen helfen. Das Projekt hier finde ich sehr reizvoll."
Der Verteidiger spielte in der Jugend unter anderem bei Real Mallorca. Als Erwachsener war er in Santa Ponça, kickte dann in der vierten Liga auf Ibiza für Santa Eulalia. Dort sah ihn ein auf der Insel beheimateter Schweizer, der den Kontakt zu den Grashoppers herstellte. "Dieser Mann hat dafür gesorgt, dass ich neun Jahre im Ausland als Profi spielen konnte." Eine Zeit, die Guillermo Vallori geprägt hat. "Ja, sicher. Nicht nur die Schule formt einen Menschen." Was er vor allem gelernt hat? "Pünktlichkeit, Disziplin und Respekt."
Vallori will jetzt auf seiner Heimatinsel bleiben, die für ihn ein "Paradies" ist. Aber der Kontakt zu Freunden in München soll nicht abreißen. Sicher wird er auch mal bei einem Treffen des "1860-München-Fanclubs Mallorca" vorbeischauen, der ihn als Ehrenmitglied führt. "Ich bin die Nummer 60." Mit ein Grund für die Rückkehr auf die Insel war auch die Liebe. Mit seiner Freundin ist Vallori seit März zusammen, das Paar wohnt in Palmanyola. Es ist der zweite Anlauf der beiden. Der erste scheiterte an der Entfernung. Denn die Mallorquinerin wollte nicht zu ihm nach Zürich ziehen. "Ich verstehe das. Hier ist das Paradies, da will man nicht weggehen."
Noch zwei oder drei Jahre möchte der 34-Jährige kicken. Einen Plan für die Karriere nach der Karriere gibt es auch schon. Vallori hat studiert und seit Mai 2007 sein Diplom als Grundschullehrer. Diesen Job will er machen. "Ich darf fast alle Fächer unterrichten."
(aus MM 29/2016)