Dass es beim Wandern nicht immer nur gemächlich zugeht, zeigt die große Zahl an Unfällen, die sich jedes Jahr bei dem beliebten Sport ereignen. Unlängst sind an dem Massiv "Picos de Europa" im Norden des Landes drei "Excursionistas" ums Leben gekommen, die bei einem steileren Aufstieg abgestürzt waren. In der Nähe von Betlém an Mallorcas Ostküste starb vor einigen Wochen eine 34-jährige Bolivianerin, weil sie an einer Klippe 30 Meter in die Tiefe gestürzt war.
Offiziellen Angaben zufolge verunglücken jedes Jahr weltweit Tausende Wanderer. Damit zählt die beliebte Freizeitbeschäftigung, der die Sportler meist im Mittel- oder Hochgebirge nachgehen, zu den Sportarten, bei denen die meisten schweren Unglücksfälle passieren. Auf Mallorca kommt es besonders auf den teils steilen Wegen im Tramuntana-Gebirge zu Zwischenfällen. Diese gehen glücklicherweise nicht immer tödlich aus, Vorsicht sollte dennoch geboten sein. Konkrete Zahlen für das Jahr 2017 konnte die Pressestelle der Guardia Civil auf Anfrage des MM nicht nennen. Ein Mitarbeiter versichert aber: "Die Wandersicherheit ist ein großes Thema bei uns." Bereits im vergangenen Jahr war die Zahl der Wanderunfälle um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Die meisten Unglücke beim Wandern auf der Insel passieren beim Ausrutschen, Stürzen und Stolpern. Dabei sind fast die Hälfte der Verletzungen Knochenbrüche oder Verletzungen an Muskeln oder Sehnen. An den Beinen sind vor allem Knöchel und Knie, an den Armen Handgelenke, Finger und Ellbogen betroffen. Experten raten deshalb, nur solche Wanderrouten auszuwählen, die man sich auch zutraut. Viele Touristen unterschätzten neben den geografischen Schwierigkeiten vor allem die körperlichen Herausforderungen. So komme es vor allem bei Senioren immer wieder zu Herzattacken oder Symptomen von Schwächeanfällen.
"Für lange, anspruchsvolle Bergwanderungen sollte eine sportärztliche Untersuchung deshalb nicht fehlen", rät Fitness-Expertin Ulrike Stümke. Auch die Wanderroute sollte den körperlichen Fähigkeiten angepasst und dementsprechend detailliert geplant werden. Nicht zu vergessen: "Gerade in den wärmeren Monaten sollten Wanderer an eine Sonnenbrille und eine Kopfbedeckung denken", rät Stümke.
Bevor man sich auf den Weg begibt, ist es ferner ratsam, Freunden oder Familienangehörigen mitzuteilen, wo genau man wandern geht, damit man im Notfall lokalisiert werden kann. "Auf Mallorca können Urlauber zum Beispiel eine Nachricht im Hotel hinterlassen, damit das Personal weiß, auf welche Route man sich begeben hat." Wenn es dann los geht, gilt: "Festes Schuhwerk ist unabdingbar, am besten Wanderstiefel", so Experten der Guardia Civil. "Nötig ist es auch, eine Wanderkarte, ein Handy, Proviant und reichlich Flüssigkeit mitzunehmen."
Je nach Jahreszeit sollte eine wetterfeste Jacke in den Rucksack gepackt werden. Ferner raten die Beamten, sich niemals alleine auf eine Wander- oder Bergtour zu begeben. Selbst wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, sollte sichergestellt sein, dass man im Notfall geortet werden kann. "Mit dem Smartphone kann man seinen Standort übermitteln. Das geht aber nur, solange man Empfang hat. Im Zweifel ist es deshalb auch ratsam, ein GPS-Gerät dabei zu haben. Auch eine Trillerpfeife kann ratsam sein, um bei einer Suchaktion die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen."
Wanderer können außerdem auf der Webseite der Balearen-Regierung www.caib.es/sites/112 ein Exkursionsformular ausfüllen und sollten anschließend auch tatsächlich nur die dort angegebene Route gehen. Die 112 ist die Nummer, die man im Unglücksfall wählt. Für leichte Verletzungen ist es ratsam, im Wandergepäck Verbandszeug, Desinfektionsmittel und Pflaster mit sich zu führen.
(aus MM 19/2017)