Der Mann mit dem Laubbläser in der Hand läuft gleichmäßig das 20 Meter lange und zehn Meter breite Spielfeld ab. Dabei sorgt er mit seinem Arbeitsgerät dafür, dass der feine Sand, der auf dem blauen Kunstrasen der Pádel-Plätze liegt, für die nächsten Sportler wieder sauber und gleichmäßig verteilt wird. Abgesehen von dem Sand, der dabei helfen soll, besser über das Feld rutschen zu können, wirkt die Sportstätte auf den ersten Blick wie eine zirka 20 Prozent kleinere Version eines Tennis-Courts.
Am auffälligsten ist das Fehlen der „Out-Linien”, also der Linien, die beim Tennis das Spielfeld begrenzen. Stattdessen sind die Seiten des Pádel-Platzes von drei Meter hohen und die Rückseiten sogar mit vier Meter hohen durchsichtigen Wänden abgegrenzt. Auf der Rückseite und zumindest anteilig auch an der Seite bestehen sie aus Plexiglas. In Richtung Mitte des Spielfeldes werden die Scheiben dann durch Zäune aus grobem Maschendraht ersetzt. Der Aktionsradius der Kontrahenten wird genau wie beim Tennis von einem Netz getrennt. Allerdings hängt selbiges mit nur 88 Zentimetern tiefer als bei der Königin der Rückschlagspiele.
Die Schläger, mit denen die etwas kleineren, mit weniger Luftdruck versehenen gelben Bälle über das Netz gebracht werden, sind nicht bespannt, sondern bestehen aus Kunststoff mit einer harten, schaumstoffartigen Füllung. Die vielen Löcher in den Schlägern sorgen für einen geringeren Luftwiderstand und dadurch für eine leichtere Handhabung. Sie haben einen kurzen Griff und erinnern deshalb eher an zu groß geratene Tischtennisschläger.
Gespielt wird Pádel üblicherweise zu viert. Also im Doppel, um im Tennis-Jargon zu bleiben. Es gibt aber auch die Möglichkeit, nur zu zweit zu spielen. Dann allerdings auf einem Spielfeld, das nochmals um etwa die Hälfte kleiner ist.
Das in Spanien, Mexiko und Lateinamerika beliebte Spiel wird gern mal mit dem in Kanada und Amerika verbreiteten „Paddle-Tennis” verwechselt. Dieser Sport hat zwar ähnliche Schläger, Bälle und auch die Platzgröße ist annähernd gleich, es verzichtet aber ganz auf die das Spielfeld begrenzenden Wände.
Allerdings machen gerade die Plexiglaswände Pádel so außergewöhnlich. Nachdem der Ball im gegnerischen Feld zurück in die Luft springt, darf er noch an der Scheibe abprallen, bevor er zurückgespielt werden muss. Die zu erbringende Transferleistung des sportlich eher durchschnittlich begabten Gehirns ist dabei enorm. Den herannahenden Ball freiwillig an sich vorbeifliegen zu lassen, ist schon harte Arbeit. Danach auch noch ungefähr abzuschätzen, in welcher Bahn er von dem Plexiglas zurückprallt, um ihn anschließend über das Netz zurückzubefördern, ist eine körperliche und geistige Meisterleistung.
Die Spieler dürfen den Ball auch gegen die eigene Plexiglasscheibe donnern, um ihn so auf die gegnerische Seite zu bekommen. Wichtig dabei ist nur: Der Ball darf das eigene Feld nur einmal berühren, bevor er seine Reise zurück zum Gegner antritt. Wie oft er dabei am Plexiglas abprallt, ist egal. Die Wände fügen dem tennisähnlichen Spiel, also eine völlig neue Dimension hinzu. Fliegt der Ball während des Spiels mal über die drei Meter hohe Seitenwand aus dem Spielfeld hinaus, dürfen die Sportler sogar versuchen ihn wieder zurück ins Feld zu befördern bevor er draußen den Boden berührt. Dieses Manöver ist ziemlich schwierig, führt aber vor allem bei den Pádel-Profis zu spektakulären Ballwechseln.
Aufgeschlagen wird beim Pádel mit dem Unterhandaufschlag nicht wie beim Tennis über dem Kopf. Hinter der „Service-Linie”, der letzten Linie vor dem Plexiglas, muss der Ball diagonal ins Feld des Gegners gespielt werden. Berührt der Ball dabei erst die Plexiglasscheibe und dann das Feld, gilt er als aus. Prallt er am Maschendraht ab, gilt er ebenfalls als aus. Zwei Fehlversuche sind ein Teilpunkt für den Gegner. Gezählt wird wie beim Tennis mit 0, 15, 30, 40 bis zum Punkt. Sechs Punkte gewinnen einen Satz und wiederum zwei Sätze führen dann zum Sieg. Während des Ballwechsels muss der Ball ebenfalls immer erst den Boden des Gegners berühren, bevor er die Scheibe berühren darf. Durch das Einbeziehen der Wände in das Spiel lebt Pádel ähnlich wie Squash von schnellen Richtungswechseln.
Allein in Palma gibt es rund 20 verschiedene Pádel-Anbieter. Im Schnitt kostet die Platzmiete für eine Stunde Spielspaß zwischen 20 und 30 Euro. Ob man einen Einzel- oder Doppel-Platz mietet, schlägt sich ebenfalls im Preis nieder. Die meisten Anbieter haben Leihschläger vorrätig. Möchte man sich einen eigenen Schläger anschaffen, dann liegen die Preise zwischen 50 und 300 Euro. Pádel ist ähnlich anstrengend wie Tennis. Durch die Wände sind längere Ballwechsel aber von Beginn an möglich und das erhöht vor allem bei Anfängern den Spaß-Faktor enorm.
(aus MM 44/2021)