Francisco Marín, Präsident des Hotelverbandes an der Playa de Palma, ist ein Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Befragt nach den Aussichten zur kommenden Wintersaison, schimpft er gleich los: "Der kommende Winter? Das wird der Horror, ein Desaster!"
Nach Maríns Einschätzung werden selbst an der touristischen Hochburg Playa de Palma in den kalten Monaten die allermeisten Hotels geschlossen haben. Es werden zwar nicht noch mehr verrammelte Unterkünfte sein als im Vorjahr, "aber da war ja auch schon sehr viel geschlossen".
Für diese negative Entwicklung macht Marín mehrere Gründe aus: Da ist zum einen ohnehin die Wirtschaftskrise in Spanien. Zum anderen streichen nach seinen Worten viel zu viele Airlines im Winter ihre Verbindungen nach Mallorca. "Das gilt zwar nicht unbedingt für den deutschen Markt, aber die britischen Fluggesellschaften fliegen so gut wie gar nicht."
Umso begehrter seien demnach die deutschen Wintergäste als zahlende Kunden. Sie sind es sogar so sehr, dass Hoteliers, die traditionell mit dem britischen Markt kooperierten, nun ebenfalls über Reiseveranstalter deutsche Gäste in ihre Häuser locken möchten. Dadurch entstehe ein harter Konkurrenzkampf unter den Inselhoteliers selbst, "der letztlich uns allen schadet".
Ebenfalls schädlich für den Wintertourismus sind die Kürzungen der staatlichen Fördermittel für Seniorenreisen wie etwa das spanische Imserso-Programm. "Imserso wird wohl gänzlich von der Bildfläche verschwinden."
Angesichts dieser Prognosen wird es positiv gewertet, dass die Fluggesellschaft Air Berlin, immerhin Marktführer an Palmas Flughafen, im kommenden Winter - anders als die angelsächsischen Mitbewerber - ihre Inselverbindungen nicht reduzieren wird. "Wir streichen keine Strecken nach Mallorca", sagte Pressereferent Mathias Radowski auf MM-Anfrage. Der kommende Winterflugplan bewege sich weitestgehend auf Vorjahresniveau.
Konkret bedeutet das, so Air-Berlin-Sprecherin Alexandra Bakir, dass es im kommenden Winter wieder mehr als 300 Direktverbindungen pro Woche von Palma aus geben wird; und zwar nach Deutschland, Österreich, in die Schweiz sowie zu 17 Zielen auf der iberischen Halbinsel, so wie im vergangenen Winter. Details wird Air Berlin auf einer Pressekonferenz am 18. September in Palma bekannt geben.
Das generelle Problem reduzierter Fluganbindungen in der kalten Jahreszeit ist Palmas Tourismusdezernenten Álvaro Gijón durchaus bewusst. "Es ist notwendig, dass wir uns mit den Reiseveranstaltern und Airlines an einen Tisch setzen und touristische Produkte schaffen, damit nicht wieder passiert, was uns diesen Winter bevorsteht", so Gijón zu MM. Ausrichten könne man dieses Jahr nicht mehr viel, aber mit dem Wandel, der für die Playa de Palma absehbar sei, werde die touristische Entwicklung in den kommenden zwei, drei Jahren steil nach oben gehen.
Vorerst steht jedoch, ungeachtet der derzeitigen Augusthitze, der kommende Winter ins Haus. Nach den Worten des Sprechers der Gewerkschaft UGT, Manuel Pelarda, wird er noch härter ausfallen als bisher, mit neuen Rekorden an Arbeitslosigkeit, und das bei gestrichenen Sozialhilfen. "Der nächste Winter wird russisch", so Pelarda. Und damit meint er keineswegs einen Tourismusboom mit russischen Urlaubern.