Mit dem Erscheinen der neuen Urlaubskataloge für den Sommer 2013 feiert Neckermann Reisen seinen 50. Geburtstag. Denn im Herbst 1962 erschienen die allerersten Reisekataloge von Neckermann für den Sommer 1963, damals noch vierfarbige Prospekte im DIN-A-5-Format, die als schlichte Beilage zum Versandhauskatalog in Millionen deutsche Haushalte geschickt wurden. Im Programm war neben Reisen nach Tunesien, Dalmatien, Montenegro, Costa del Sol und ans Schwarzes Meer auch - Mallorca - im Angebot.
Für den Versandhaus-Giganten war das der Einstieg ins Reisegeschäft. Was folgte, ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die das Unternehmen komplett wandelte. "Neckermann Reisen" etablierte sich im Laufe der Jahrzehnte zur umsatzstärksten Marke der heutigen Thomas Cook AG, Deutschlands zweitgrößter Reiseveranstalter.
"Wir haben Mallorca erfunden", sagt Mathias Brandes, Unternehmenssprecher der Thomas Cook AG, nicht ohne Stolz. Gemeint ist damit die Pauschal- oder Veranstalterreise, die den Urlaub im sonnigen Süden für viele Deutsche erst bezahlbar werden ließ, getreu dem Werbespruch: "Neckermann macht's möglich".
Der Konsumpionier Josef Neckermann hatte dafür den richtigen Riecher. Über seine Versandhauskataloge konnte er ein Massenpublikum ansprechen und über den Großeinkauf bis zu 40 Prozent niedrigere Preise anbieten. Neckermann hat damit den bis dato noch elitär angehauchten Reisemarkt "in großem Stil aufgerollt", sagt Brandes.
Das Unternehmen profitiert noch heute davon. Die Pauschalreise - Flug, Hotel, Transfer und betreuende Reiseleitung vor Ort - ist das Kernprodukt des Veranstalters. Aus dieser Vorreiterrolle heraus ist Neckermann nach eigenen Angaben Jahr für Jahr Marktführer auf Mallorca, mit einem Anteil von knapp 30 Prozent.
Helmut Dosek war nicht nur einer der Reisegäste von Neckermann, sondern auch mit der erste Mallorca-Urlauber des Unternehmens. Zwei Wochen Ferien auf der Mittelmeerinsel, Vollpension, kosteten damals dem Katalog zufolge ab Frankfurt 338 Mark. "Es gab nur wenige Anbieter von Pauschalreisen, und Neckermann war 'ne ganze Ecke billiger", erinnert sich der Frankfurter Dosek, Jahrgang 1941. Der 22-Jährige hatte damals gerade seine Lehre als Großhandelskaufmann abgeschlossen, das Geld reichte für die erste Flugreise seines Lebens. Mit einer viermotorigen Fokker dauerte der Reise 4,5 Stunden. An Bord gab es eine Rolle De-Beukelaer-Kekse, "das war das Abendessen", erinnert er sich.
Die Unterkunft, eine Familienpension mit einem Stern, lag in Cala Rajada, die Seitenstraßen des Ortes waren noch ohne Asphalt. "Es war alles sehr einfach, aber wunderschön", schwärmt Dosek noch heute von seinem Ersturlaub. Täglich ging er vom Hafen bis zur drei Kilometer entfernten Bucht Cala Agulla. "Da standen nichts als Bäume, Bäume, Bäume. Und heute stehen da Häuser, Häuser, Häuser..." An der Bucht selbst verkaufte ein Kiosk für 2,5 Pesetas ein halbes Wasserglas voll Kognak. "Das hat einen jungen Mann, wie ich es damals war, natürlich jubeln lassen!"
Dosek blieb Mallorca treu und hörte nach 60 Besuchen auf, seine Urlaube auf der Insel zu zählen. Der Tourismusbetrieb sei viel familiärer gewesen. Die Freundschaften, die er damals mit Mallorquinern schloss, halten bis heute. "Damals waren das Leute meiner Generation. Heute kenne ich die Enkel."