Mallorca Magazin: Herr Horrach, mitten in der Wirtschaftskrise haben Sie im Zeitraum von zwei Jahren vier Hotels an der Playa de Palma gekauft; zuletzt im Oktober das 1960 eröffnete San Diego in Arenal. Wie ist das zu erklären?
Antonio Horrach: Die Wahrheit ist, unser Unternehmen läuft gut, wir wachsen aus eigener Kraft und haben keine Verschuldung. Und gerade in Krisenzeiten ergeben sich mitunter gute Gelegenheiten zum Investieren.
MM: Sie sehen also Zukunft für die Playa de Palma, wenn Sie dort so intensiv investieren? Andere bezeichnen die Tourismusmeile als überaltert, verlottert, von gestern...
Horrach: Ich glaube sehr an die Playa de Palma als Tourismusdestination in Europa. Sie hat alle ihre bekannten Vorteile wie Sonne und Strand und die gute Erreichbarkeit. Das sind Pluspunkte, die auch in Zukunft zählen. Mit den vier Neuanschaffungen besitzen wird dort jetzt sechs Häuser, so viele wie sonst kein Unternehmen.
MM: Was haben Sie mit Ihren Standorten an der Playa konkret vor?
Horrach: Wir besaßen dort bereits das HM Gran Fiesta, das ganzjährig geöffnet hat. Das HM Tropical wird diesen Winter modernisiert, die Kategorie von drei auf vier Sterne erhöht. Von den Neuanschaffungen soll das Ambos Mundos im nächsten Winter vier Sterne erhalten. Balmes, San Diego und Sol i Mar bleiben vorerst bei drei Sternen.
MM: Warum haben Sie sich diese Hotels angeschafft?
Horrach: Wir garantieren uns damit unsere Zukunft. Es ist notwendig, in die Anhebung der Qualität zu investieren, um am Markt zu bestehen. Wenn man die Zahlen vergleicht, dann gab es vor 30 Jahren noch viel mehr Hotels an der Playa de Palma als heute. Aber wenn man die Qualitätskategorien miteinander vergleicht, dann sind sie heute viel höher als damals. In diese Richtung geht die Entwicklung.
MM: Wollen Sie mit Ihren Projekten einen Qualitätswandel an der Playa de Palma herbeiführen?
Horrach: Wir stellen dort nur sechs von etwa 150 Hotels. Das würde bei Weitem nicht reichen. Aber wir sind zum Glück nicht die Einzigen, die dort Hotels modernisieren und höhere Sternekategorien anstreben. Doch all das reicht nicht aus, um einen Wandel herbeizuführen.
MM: Was vermissen Sie?
Horrach: Die Sanierung und Verschönerung an der Playa de Palma kann nicht allein von der Initiative der Privatunternehmen geleistet werden. Die öffentliche Hand muss da ebenfalls eingebunden sein. Was hat uns die Politik nicht alles für "Weihnachtsgeschenke" versprochen?! Und durch das lange Zuwarten hat man grundlegende Infrastrukturen vernachlässigt. Auch wenn die öffentlichen Kassen leer sind; die Playa de Palma braucht dringend so einfache Dinge wie Straßenbeleuchtung, ausgebesserte Fahrbahnbeläge und Bürgersteige, gepflegte Grünzonen.
MM: Wie ist zu erklären, das die Privatinitiativen der Unternehmer gerade jetzt erfolgen?
Horrach: Zum einen, weil sie einfach notwendig sind. Zum anderen hat des neue Tourismusgesetz hier durchaus Anstöße gegeben zu modernisieren. Ein Beispiel: Früher wurden Hotelsterne nach sehr starren Kriterien vergeben. Da zählte die Quadratmeterzahl von Korridor und Badezimmer. Heute wird Service per Punktesystem bewertet. Der Hotelier, der seinem Gast Morgenmantel, Hausschuhe, Schreibpapier et cetera im Zimmer bereithält, bekommt dafür mehr Punkte und mehr Sterne. Es geht um Dienstleistung am Gast, nicht um einige paar Zentimeter Bodenfläche.
MM: Aber das Problem der Saisonabhängigkeit der Playa de Palma ist damit nicht gelöst?!
Horrach: Das ist ein komplexes Thema. Diesen Winter haben die Hotels noch so massiv und lange geschlossen wie noch nie. Ostern fällt in den März statt April, da rentiert sich die frühe Öffnung zum Mai hin bei vielen nicht. Wichtig ist, dass die Politik Anreize schafft, im Winter zu öffnen, etwa durch Steuererleichterungen und Gebührenminderungen. Aber bislang setzt die Politik einzig auf Steuererhöhungen.
MM: Wagen Sie zum Abschluss eine Prognose für 2013.
Horrach: Der britische Markt wird leicht zulegen, der deutsche bleibt auf Vorjahresniveau, was sehr hoch war. Der spanische Markt ist die große Unbekannte. Was sich gut entwickelt, im Kleinen, sind der russische und skandinavische Markt. Das sind sehr positive Anzeichen.
Mit Antonio Horrach sprach Alexander Sepasgosarian.