Nach der erfolgreichen Hochsaison mit unerwartet vielen Flügen trotz Corona gestaltet sich das Panorama für die Insel auch in der beginnenden kühlen Jahreszeit durchaus erfreulich: Zwischen November und Ende März erwartet der Flughafenbetreiber Aena immerhin 41.000 Verbindungen. Das entspricht insgesamt 6,6 Millionen Sitzplätzen, das sind 20 Prozent mehr als im Winter vor dem Pandemieausbruch. Was den internationalen Flugverkehr auch mit Deutschland angeht, so steigt die Zahl der Verbindungen um neun Prozent auf 15.000.
Diese vor wenigen Wochen noch nicht für möglich gehaltene positive Entwicklung kommt dem deutschen Luftfahrt-Experten Cord Schellenberg zufolge nicht von ungefähr: Die Insel werde von den Airlines als eine Art Versuchsfläche gesehen. „Mallorca ist eine Blaupause für den Wettbewerb nach Corona”, so Schellenberg gegenüber MM. „Die Fluggesellschaften müssen hier Flagge zeigen.” Jede Airline, die allzu sehr ausschere, müsse damit rechnen, von den Passagieren längere Zeit ignoriert zu werden.
Mallorca ist Schellenberg zufolge so wichtig, weil es nach vielen Jahrzehnten eine Art Vertrauensverhältnis mit urlaubsfreudigen Bundesbürgern gebe. In dieser Hinsicht sei die Insel „fast wie Deutschland”. Die auf den Balearen durchaus geglückten regionalen Corona-Maßnahmen hätten das Vertrauen der Bundesbürger in Mallorca noch weiter zementiert. Und dem werde Rechnung getragen: „Die Fluggesellschaften lassen die Gefühle der Passagiere in ihre Planung mit einfließen”, sagt Schellenberg. Und die Fluggäste seien erpicht darauf, die Insel möglichst zu jeder Tageszeit erreichen und auch kurzfristig buchen zu können. Deswegen sorgten die Airline-Planer dafür, dass es Flüge morgens, abends und mittags gibt.
Das breite Angebot ist Schellenberg zufolge schon fast wieder Normalität, was aber dagegen mitnichten für Ziele außerhalb von Europa gelte. „Da sind die Leute noch vorsichtig”, so der Experte. Denn diese glaubten, dass dort das Risiko, Probleme wegen teils aus heiterem Himmel getroffenen Entscheidungen einzelner Regierungen zu bekommen, ungleich höher sei. Was nicht von ungefähr kommt: Erst jüngst kappte das auch bei Deutschen beliebte Urlaubsland Marokko sämtliche Flugverbindungen mit der Bundesrepublik, weil dort die Sieben-Tage-Inzidenz wieder recht hoch ist. Zahllose Gäste hingen fest. Kapriziöse Beschlüsse gewisser Regierungen befürchten viele Menschen auch woanders jenseits der EU. Und davon profitiere jetzt Mallorca.
Eurowings, die derzeit wichtigste deutsche Insel-Airline, tummelt sich im Versuchslabor. Die Zahl der Winterflüge befinde sich auf „nahezu identischem Level” wie 2019/2020, so ein Sprecher zu MM. Das zeige, dass sich die Nachfrage nach privaten Reisen besonders schnell erhöhe. Man fliege auch von Mini-Airports wie Paderborn oder Dortmund.
Auch Ryanair arbeitete die Mallorca-Sehnsucht der Fluggäste in die Planung ein: Ab Palma würden in etwa 15 Prozent mehr Flüge als im Vor-Corona-Winter 2019/2020 angeboten, so das Unternehmen gegenüber MM. Dies lasse sich auch auf die Verbindungen mit Deutschland herunterbrechen. Insgesamt handele es sich um 200 Starts und Landungen pro Woche.
Aus dem Trend schert dagegen Condor aus, aber nur auf den ersten Blick: Man werde Mallorca „in diesem Winter nicht durchgehend, sondern in den Randmonaten bedienen”, so eine Sprecherin. „Die Flüge gehen in den November hinein und werden dann ab Februar wiederaufgenommen.” Im Vor-Corona-Winter sei Palma ein Ganzjahresziel gewesen. Dennoch: „Unterm Strich haben wir in diesem Winter mehr Palma-Flüge im Angebot als im Vor-Corona-Winter, sie sind nur zeitlich anders verteilt und orientieren sich so an der Nachfrage der Kunden.”