Für Airline-Manager Jens Bischof läuft es derzeit wie geschmiert. „Erstmals seit unserer Gründung vor 17 Jahren schreiben wir bereits im zweiten Quartal schwarze Zahlen, und alles sieht danach aus, dass wir auch bis Ende des Jahres profitabel bleiben”, so der CEO der Lufthansa-Tochter Eurowings beim digitalen Pressegespräch vergangene Woche aus Köln. „Die für viele Branchen prophezeite Konsumflaute kommt bei uns nicht an”, sagte Bischof. Denn auch trotz anhaltender Rezession steige die Nachfrage von Bundesbürgern nach Flugreisen, allen voran zu sonnigen Urlaubszielen.
„Mallorca ist nach wie vor unsere Top-Destination im europäischen Ausland, hier stieg die Zahl der Vorbuchungen um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum”. Grund genug für Bischof und Eurowings, das Kontingent an wöchentlichen Flugverbindungen nach Palma in den Herbstferien zwischen Anfang Oktober und Anfang November um 50 weitere Flüge aufzustocken. Derzeit fliegt Eurowings die Mittelmeerinsel rund 400 Mal pro Woche aus 22 deutschen Städten an. Ab dem Winterflugplan will die Gesellschaft zudem im Gegensatz zum Vorjahr weiterhin Direktflüge von den Flughäfen Nürnberg und Hannover anbieten, wo jeweils ein Flugzeug fest stationiert wird. In Hannover, dem Heimatflughafen des Konkurrenten Tuifly, plant Eurowings zudem mit einem zweiten Flugzeug im Sommer 2024 ein Angebot von rund 400.000 Plätzen zu verschiedenen Urlaubszielen am Mittelmeer.
Nachdem bereits im zweiten Quartal die Gewinnschwelle überschritten wurde, kündigte Bischof für das Gesamtjahr 2023 einen Reingewinn auch nach Steuern und Abschreibungen an. Er wehrte sich gegen den Eindruck, die Airlines hätten das nur über erhöhte Ticketpreise erreicht. „Aus der Krise heraus haben wir Eurowings grundlegend verändert und zu Deutschlands größtem Ferienflieger entwickelt”, sagte der Manager. Bei der Preisentwicklung der Tickets, die gut 20 Prozent teurer sind als im Vorjahr, sei ein auskömmliches Niveau erreicht, falls nicht noch unerwartete Kostensteigerungen dazukämen, sagte Bischof.
Die teils drastisch gestiegenen Kosten habe man weitergeben müssen. Der Manager kritisierte: „Die deutschen Flughäfen sind die teuersten auf dem ganzen Kontinent.” Auf die Frage von MM, ob sich die Ticketpreise für Flüge nach Mallorca aufgrund der angekündigten Gebührenerhöhung durch die spanische Flughafenbetreibergesellschaft Aena zusätzlich erhöhen werden, antwortete Bischof: „Derzeit beobachten wir, wie sich die Lage in Spanien entwickelt. Jegliche Kostenerhöhung für die Airline wird sich über kurz oder lang auf die Ticketpreise auswirken. Dabei ist es egal, ob es sich um den Preis für Kerosin oder Flughafengebühren handelt”, so der Eurowings-Chef. Mit den meisten Dienstleistern habe man aber langjährige Verträge ausgehandelt, die etwas Stabilität böten.
„Eines muss den Kunden klar sein: Ungesunde Dumpingpreis-Angebote nach Mallorca wird es nicht mehr geben. Allein schon aus Gründen des Klimaschutzes und dem nachhaltigen Wirtschaftswandel. Wir werden in den nächsten Jahren rund 1,5 Milliarden in den Kauf modernerer, aber vor allem sparsamer und damit umweltschonenderer Flugzeuge investieren”, so Bischof. „Die Ära der Billig-Flüge nach Mallorca ist vorbei. Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Epoche in der Zivilluftfahrt. Und die heißt ganz klar Nachhaltigkeit”, erklärte der Manager.
Aus gleichem Grund sehe er Eurowings auch nicht mehr als Billig-Tochter der Lufthansa. „Wir bieten unseren Kunden einen echten Exklusiv-Service in Form von fairen Preisen, Pünktlichkeit und Transparenz bei der Buchung. „Mallorca ist aufgrund der großen Zahl an Zweithausbesitzern dort auch ein Vielflieger- oder Pendlerflugziel. Speziell diesen Kunden bieten wir verschiedene Flex-Tarife, mit denen auch kurzfristige Reisen zu annehmbaren Preisen möglich sind.” Bischof zeigte sich zum Schluss des Gespräches optimistisch, die noch offenen Tarifverhandlungen mit den Piloten und Flugbegleitern der deutschen Hauptgesellschaft ohne Streiks zu einem guten Ende führen zu können.