Ferienhausvermieter auf Mallorca und den Nachbarinseln blicken erstaunlich gelassen auf den Reisesommer 2025. Die Mehrheit zeigt sich zufrieden mit der bisherigen Buchungslage, viele hoffen sogar auf ein Plus im Vergleich zum Vorjahr – obwohl Betriebskosten steigen, bürokratische Anforderungen zunehmen und sich das Buchungsverhalten der Gäste spürbar wandelt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Ferienhausportals Holidu unter mehr als 500 Gastgebern auf den Balearen.
Demnach erwarten 36 Prozent der Befragten eine Steigerung der Buchungen, weitere 56 Prozent rechnen mit stabilen Zahlen. Nur acht Prozent befürchten Rückgänge. Angesichts des wirtschaftlichen Umfelds ist das bemerkenswert – immerhin planen mehr als die Hälfte der Vermieter (53 %) eine Preissteigerung für 2025. Hauptgrund sind gestiegene Betriebskosten, aber auch Investitionen in Ausstattung und Modernisierung sowie höhere Abgaben schlagen ins Kontor.
Neue Dynamik: Flexibilität statt Frühbucher
Die Nachfrage ist also da – sie sieht heute nur anders aus als noch vor wenigen Jahren. Vor allem die Spontanität der Urlauber fordert Gastgeber zunehmend heraus: Über ein Drittel rechnet mit einem Zuwachs bei Last-Minute-Buchungen. Gleichzeitig erwarten 29 Prozent kürzere Aufenthalte. Die klassische Zweiwochenbuchung im Frühjahr für den August-Urlaub gehört offenbar mehr und mehr der Vergangenheit an.
Auch der Preisdruck wird spürbarer. Zwei Drittel der Gastgeber berichten von einer zunehmenden Preis-Sensibilität der Gäste – ein Viertel davon sogar von einem deutlich veränderten Verhalten. Angebote mit flexiblen Stornierungsbedingungen und Preisstaffelungen für Kurzaufenthalte gewinnen an Bedeutung. „Die Flexibilität der Gastgeber wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor“, kommentiert Paula Martínez, Geschäftsführerin von Holidu für Iberia.
Wandel der Zielgruppen
Auffällig ist auch der Wandel bei den Zielgruppen: Familien mit Kindern bleiben mit Abstand die wichtigste Gästegruppe (83 %), doch daneben gewinnen Paare (43 %), Senioren (29 %) und Gruppenreisende (28 %) an Bedeutung. Auch Workation-Aufenthalte – also das Arbeiten von Ferienorten aus – sowie wetterbedingte Ausweichbuchungen tauchen als neue Trends auf.
Die demografische Streuung bringt neue Anforderungen an Ausstattung und Kommunikation. Wer etwa Gäste im Homeoffice ansprechen will, muss mehr als nur WLAN bieten – ruhige Arbeitsplätze, stabile Internetverbindungen und flexible Check-in-Zeiten gehören inzwischen zum Basisangebot.
Überforderung durch Regeln und Auflagen
Trotz des positiven Ausblicks bleibt die Stimmung nicht ungetrübt. Mehr als ein Drittel der befragten Gastgeber empfindet die rechtlichen Vorgaben rund um die Ferienvermietung als hinderlich. Besonders die steigende Bürokratie und der Verwaltungsaufwand bereiten Sorgen: 87 Prozent der Betroffenen nennen diese als größte Belastung.
Hinzu kommt die angespannte Lage in der Hochsaison. 37 Prozent beklagen Überfüllung und zunehmenden Massentourismus – was sowohl die Aufenthaltsqualität der Gäste als auch die Akzeptanz der lokalen Bevölkerung beeinträchtigen kann. Für viele Gastgeber wird es zur Gratwanderung: wirtschaftlicher Erfolg ja, aber ohne das Maß zu verlieren.
Palma bleibt Spitzenreiter
Die Nachfrage verteilt sich zwar zunehmend über die ganze Insel, doch einige Hotspots stechen heraus. Angeführt wird die Liste der meistgesuchten Orte von Palma de Mallorca: Mediterranes Stadtleben, Altstadtflair und die Nähe zum Flughafen machen die Hauptstadt zur Top-Destination. Eine Unterkunft kostet dort im Sommer im Schnitt 332 Euro pro Nacht.
Dahinter folgen Klassiker wie Formentera (401 €), Alcúdia (366 €) und Pollença (428 €) – jeweils mit klaren touristischen Profilen: Strandnähe, Familienfreundlichkeit oder historisches Flair. Auch Ciutadella auf Menorca ist stark gefragt, mit durchschnittlichen Preisen von 351 Euro pro Nacht.
Qualität setzt sich durch
Ein klarer Trend: Qualität und Sichtbarkeit zahlen sich aus. Holidu hat ein eigenes Qualitätssiegel für besonders gut bewertete Unterkünfte eingeführt – mit messbarem Effekt. Zertifizierte Häuser werden laut Unternehmensangaben 55 Prozent häufiger gebucht und erhalten 184 Prozent mehr Bewertungen als andere Angebote. „Hochwertige Ferienhäuser punkten bei Sichtbarkeit, Vertrauen und Buchungskonversion“, sagt Elena Short von Holidu. Das Siegel soll helfen, sich in einem wachsenden Markt mit hohem Wettbewerb zu positionieren. Aktuell tragen bereits rund 650 Unterkünfte auf den Balearen diese Auszeichnung.
Unterm Strich zeichnet die Umfrage ein Bild von einem robusten Ferienhausmarkt auf den Balearen, der sich trotz steigender Kosten, Inflation und wachsender Regulierung behauptet. Gastgeber passen sich an, diversifizieren ihr Angebot und reagieren auf veränderte Gästewünsche. Das Erfolgsrezept: Flexibilität, Qualität und gutes Timing. Gerade die Fähigkeit, auf kurzfristige Trends zu reagieren – etwa bei der Reisedauer oder Zielgruppe – wird zur Schlüsselkompetenz. Wer zu lange an alten Geschäftsmodellen festhält, riskiert, von der Dynamik des Marktes überholt zu werden. Mallorca bleibt beliebt – aber der Wettbewerb um Buchungen wird härter.
Neue Spielregeln für den Ferienhausmarkt
Die Ferienvermietung auf Mallorca ist längst kein Selbstläufer mehr. Zwar stimmt die Nachfrage, doch die Bedingungen verändern sich rasant. Bürokratie, Preisdruck, neue Zielgruppen und eine wachsende Zahl an Anbietern machen das Geschäft komplexer. Wer heute erfolgreich sein will, muss professionell agieren, in Qualität investieren und flexibel bleiben. Die gute Nachricht: Viele Gastgeber auf den Balearen haben das längst verstanden – und blicken trotz aller Herausforderungen mit bemerkenswerter Zuversicht in die Zukunft.