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Mallorca im Ausnahmezustand: Tourismus-Gegner stürmen Sightseeing-Bus in Palma

Einen Tag vor der Großdemonstration gegen Massentourismus eskaliert der Protest in der Hauptstadt. Aktivisten blockieren einen Touristenbus. Passagiere werden zum Aussteigen gezwungen

Moment, in der die Aktivisten den Sightseeing-Bus am Samstagvormittag (14.6) kapern | Foto: „Menys turisme, més vida"

| | Mallorca |

Mallorca hat ein Tourismusproblem – das ist längst kein Geheimnis mehr. Doch nun haben die Spannungen eine neue Eskalationsstufe erreicht: Am Samstagmorgen (14.6.) stoppten Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe "Menys turisme, més vida" (Weniger Tourismus, mehr Leben) einen Sightseeing-Bus mitten in Palma. Mehrere Mitglieder kletterten auf das Fahrzeug, entrollten ein Transparent mit der Aufschrift "Stoppt die Touristifizierung" – und zwangen die Fahrgäste zum Aussteigen.

Die Aktion wurde gezielt einen Tag vor der Großdemonstration am Sonntag (15.6.) durchgeführt. Die Protestgruppe veröffentlichte ein Video der Störaktion auf Social Media – und nutzte die Aufmerksamkeit, um zur Teilnahme an der Kundgebung auf der Plaza de España aufzurufen. Ihr Ziel: den aus ihrer Sicht zerstörerischen Kurs der Inselpolitik öffentlich anzuprangern.

"Unsere Heimat steht nicht zum Verkauf"

Was als Einzelaktion begann, ist Ausdruck einer immer breiteren Bewegung. Tausende Insulanerinnen und Insulaner haben sich in den vergangenen Monaten dem Protest angeschlossen: gegen steigende Mieten, gegen überfüllte Städte, gegen den Ausverkauf ihrer Heimat. Auch in Palma, wo Wohnungen zunehmend als Ferienunterkünfte vermarktet werden, wächst der Unmut. In der Innenstadt sind Einheimische längst zur Minderheit geworden.

"Es ist dringend notwendig, dem Wachstum des Tourismus Grenzen zu setzen", heißt es in einem Statement der Organisation. Die mallorquinische Protestbewegung fordert nicht nur bezahlbaren Wohnraum und bessere Arbeitsbedingungen, sondern auch ein generelles Umdenken in der Tourismusstrategie der Balearen. Das bisherige Modell – Masse statt Klasse – habe ökologische und soziale Schäden angerichtet, von denen sich die Insel nicht erhole.

Mallorca im Ausnahmezustand

Die Demonstration am Sonntag könnte zu einer der größten der letzten Jahre werden. Die Protestierenden wollen "ein klares Zeichen gegen die kommerzielle Ausbeutung der Insel setzen". Und sie dürften offene Ohren finden – nicht nur bei Einwohnerinnen und Einwohnern, sondern auch bei kritischen Touristinnen und Touristen, die sich angesichts von Müllbergen, Wasserknappheit und überfüllten Stränden fragen: Ist das noch Urlaub – oder schon Kollaps?

Die Regionalregierung bemüht sich derweil, zwischen wirtschaftlichen Interessen und wachsendem Bürgerprotest zu vermitteln – bislang mit begrenztem Erfolg. Die Wut auf Mallorca nimmt zu. Und der gestrige Zwischenfall im Bus zeigt: Sie verlässt nun auch die Straßen – und fährt direkt ins Zentrum des Problems.

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