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Etwas andere Fahrräder: Das Markenzeichen sind dicke Räder

Urlauber haben sich am Dienstag an der Playa de Palma Fahrräder mit Elektroantrieb bei Urban Drivestyle ausgeliehen. Sie kosten je Stunde 15 Euro. Für einen ganzen Tag werden 59 fällig.Fotos: Patricia Lozano

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Die Modelle heißen Uni-MK-Classic, Uni-Swing, UDX- 204 und Uni-Boost. Sie kosten gut 3000 Euro und sind eine Mischung aus Fahrrad und Motorrad, der Marke Harley-Davidson ähnlich. Der Sattel der Räder ist eine Sitzbank. Drei Personen können Platz nehmen. Ein bisschen gaga sehen diese Bikes schon aus, wie ihr Erfinder sagt.

Dazu tragen auch die dicken Reifen bei, sogenannte Off-Road-Reifen, um abseits der Straße zu fahren. Sie weisen einen Durchmesser von 20 Zoll auf und sind vier Zoll breit. Mit dieser Größe hält kein gewöhnliches Fahrrad mit. Dann ist da noch eine Lampe, die fast so breit wie die einer Harley-Davidson ist. Voilà, das Draufgänger-Image ist perfekt.

Also Platz da, der Fahrradweg an der Playa de Palma gehört den Harley-Bikes. Ihre Fahrer sind ausdauernder als andere: Die Räder haben Elektroantrieb, sind also E-Bikes. Sie können je nach Größe der Batterie zwischen 50 und 100 Kilometer mit Unterstützung zurücklegen. Die Batterie ist senkrecht unter dem Sattel angebracht. Alles muss anders sein als bei normalen Elektro-Fahrrädern. Dort ist sie in halb waagerechter Position verbaut. Hauptsache auffallen.

Und wie fahren sich die Bikes des Herstellers Urban Drivestyle so? Ein Mann an der Playa de Palma, der gerade die ersten Meter mit so einem Gefährt hinter sich gebracht hat, sagt: „Das kann ich sagen, wenn ich zurückgekehrt bin.” Er und vier Familienmitglieder machen nun eine Tour an der Promenade entlang. Eine Stunde Ausleihen kostet 15 Euro, ein Tag 59.

Einen Helm brauchen die Fahrer nicht. Das E-Bike fährt nicht schneller als 25 Stundenkilometer und gilt deshalb als Fahrrad. Einen Stundenkilometer mehr und es wäre ein Motorrad. Also gefühlt eine Harley-Davidson und der Weg zwischen der Playa de Palma und der Kathedrale wäre die Route 66.

Bleiben wir besser bei Fahrrädern. E-Bikes liegen seit mehreren Jahren im Trend. Wenn es um eine neue Mobilität geht, sprich weniger Autos, weniger Abgase, weniger Staus, ist das Fahrrad ein klimafreundlicher Vorreiter. Mit dem Elektroantrieb macht es Autos Konkurrenz, weil Menschen mit diesem Fahrrad schnell bei der Arbeit sein können. Unternehmen fördern den Kauf von E-Bikes und nennen sie Job-Rad. Gleichzeitig erfahren auch Lastenräder einen Boom. Postboten nutzen sie genauso wie Gemüsehändler, die Kunden damit zu Hause beliefern können.

Die Fahrräder von Urban Drivestyle verkörpern eher Lebensfreude statt Arbeitsgefühl. Das Unternehmen hat zwei Geschäfte, eines in Berlin und eines an der Playa de Palma am Carrer d’Acapulco in erster Meereslinie. Lieber mit dem Fahrrad zum Strand als mit dem Auto zur Arbeit, oder wie heißt das Sprichwort noch? Auf der Homepage von Urban Drivestyle posieren Menschen mit den Bikes vor türkis-blauem Wasser. Einer fährt sogar mit einem Surfbrett unter dem Arm durch den Sand.

Seinen Hauptsitz hat Urban Drivestyle in Berlin, wo die Fahrräder auch gefertigt werden. Auf „made in Germany” setzen nicht mehr viele Firmen. Mallorca soll dem Marketing dienen. Das sagt Andreas Kranki, Chef des Unternehmens. „Die Kunden testen unsere Bikes im Urlaub und kaufen sie später in Deutschland.” Auf der Insel weilten Touristen aus vielen Ländern, die die Räder wahrnehmen könnten.

Die Insel war auch der Ort, wo die Idee, Harley-Davidson-ähnliche Fahrräder mit Elektroantrieb zu bauen, geboren wurde. Ihr Erfinder, der gebürtige Konstanzer Ossian Vogel, verkaufte von 2016 an Retro- und Designräder anderer Hersteller in einem Laden in Palmas Altstadt. Ein paar Monate später wollte er seine eigenen Bikes bauen und stieß mit den großen Reifen in eine Nische. Damals wurde auch die eingangs erwähnte Gaga-Aussage getätigt. Eine Crowdfunding-Aktion, bei der 25.000 Dollar zusammenkamen, half, die ersten Räder herzustellen.

Heute arbeitet Vogel bei Urban Drivestyle als Produktmanager, die Geschäfte führt Andreas Kranki, der 2018 einstieg. 20 Mitarbeiter hat das Unternehmen heute. 2000 bis 2500 Fahrräder je Jahr verkaufe die Firma, sagt Kranki. Davon die Hälfte in Deutschland, gefolgt von den Benelux-Ländern Niederlande, Belgien, Luxemburg.

Der Markt in Großbritannien hingegen laufe nicht mehr so gut wie vor dem Brexit, sagt Kranki, der 42 Jahre alt ist. Kunden dort hätten nicht mehr so viel Vertrauen, dass zuverlässig geliefert werde, was vier bis sechs Wochen dauere. Der Versand habe Kranki zufolge besonders unter dem EU-Austritt gelitten.

Neben Palma und Berlin will Urban Drivestyle, übersetzt so viel wie stylisches Fahren in der Stadt, ein Geschäft im holländischen Amsterdam eröffnen. Mit dicken Reifen und langem Sitz können Kunden dann an Grachten entlang brausen.

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