Internationale Investmentfonds interessieren sich verstärkt für Insel-Hotels mit Flair und einer gewissen Tradition. Zuletzt wurde bekannt, dass die Firma Blosson 180 Millionen Euro in die malerisch gelegene, aber angejahrte Herberge Punta Negra an der felsig-romantischen Costa d’en Blanes investieren will. Ziel ist, den Komplex dergestalt aufzumöbeln, dass internationale Hotelketten ihn managen wollen. Die Konzerne Mandarin Oriental und Rosewood sollen bereits Interesse bekundet haben. Die Hälfte des Betrags ist der Kaufpreis, der an die Besitzerfamilie Blanes ging. Im Punta-Negra-Hotel fand in den 80er Jahren unter anderem ein spanisch-italienisches Gipfeltreffen unter Beteiligung des damaligen Madrider Premiers Felipe González statt.
Ähnlich wie beim Punta-Negra-Hotel gingen die Investmentfonds bereits bei zwei anderen Perlen der Beherbergungsindustrie mit Historie vor: Die in Andorra ansässige Firma Emin Capital sicherte sich vor etwa einem Jahr von der Barceló-Kette das einsam auf 1200 Hektar befindliche alt-ehrwürdige Hotel Formentor auf der gleichnamigen Halbinsel. Dieses wird im Augenblick gründlich überholt, vor einigen Monaten waren dort alte Möbel verkauft worden. Insgesamt hatte der Fonds 165 Millionen Euro lockergemacht, ein Teil der Summe geht in die Renovierung. Hier steht die Highend-Kette Four Seasons für das Management bereit.
Im vergangenen Sommer stieg die Firma Bank-inter Investment in den Mallorca-Hotelmarkt ein, um das im Hafen von Palma gelegene und mit wunderbaren Ausblicken gesegnete Meliá Victoria neben anderen Hotels für 125 Millionen Euro auf Vordermann zu bringen. Dieses Haus war Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Namen Villa Victoria als Filiale des ehemaligen Gran Hotels in Palma entstanden, das ursprüngliche Gebäude wurde später abgerissen. Die betuchten Gäste konnten mit einer damals hochmodernen Straßenbahn direkt von Tür zu Tür fahren.
Dem deutschen Hotelexperten Tony Böhmer zufolge liegt die momentan auffallend hohe Zahl dieser Transaktionen an folgender Tatsache: Familien ohne Nachkommen suchen auf der Insel nach Alternativen und landen oft bei Fonds.
Jenseits traditionsreicher Herbergen schielen solche Firmen auch auf „normale” Hotels. Viele Eigentümer waren wegen der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten, ihre Herbergen verwandelten sich in Problemfälle, die Teile des Vermögens aufsaugten. Doch nicht nur während der Pandemie, sondern bereits vorher waren die Fonds aktiv: In den vergangenen sieben Jahren investierten sie insgesamt in etwa 200 Häuser. Aktiv auf der Insel sind nach Informationen der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” auch die Firmen HIP, CBRE Global Investors, Porto Bello Capital, KKR, Hispania, Atom Hoteles, Covivio, Corum AM und Elaia Investment.
(aus MM 49/2021)