1. Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen dem spanischen und dem deutschen Schulsystem? Während in Deutschland das dreigliedrige System mit Grund-, Realschule und Gymnasium vorherrscht, gibt es in Spanien ausschließlich Gesamtschulen. Schulpflicht herrscht hier bis zum Ende der 10. Klasse, was bedeutet, dass alle Schüler - sofern sie nicht durch die Prüfungen fallen - einen Abschluss erreichen, der mit der deutschen mittleren Reife vergleichbar ist. Die Grundschulzeit (Primaria) beträgt in Spanien sechs Jahre (in Deutschland vier), die Mittelstufe (ESO) vier Jahre (in Deutschland sechs) und die Oberstufe (Bachillerato) zwei Jahre (wird in Deutschland zurzeit von drei auf zwei Jahre umgestellt).
2.Was ist eine „Escoleta"? Die Einrichtungen nehmen ein- bis dreijährige Kinder auf, ähnlich wie Krippen in Deutschland, und sind immer privat, egal, ob sie einer Schule angegliedert sind oder nicht. Sie sind nicht Teil des offiziellen Schulsystem und unterscheiden sich erheblich in den Kosten, je nach Trägerschaft und Angebot.
3.Wie sehen die Vorschulen hier aus? Die „Educación preescolar" beginnt in Spanien mit drei Jahren und ist Teil des offiziellen Schulsystems. Drei Jahre lang lernen die Kinder hier schon lesen, schreiben und oft schon erste Fremdsprachenkenntnisse, bevor sie mit fünf oder sechs Jahren in die erste Klasse kommen. Kindergärten wie in Deutschland kennt man hier nicht.
4. Die spanischen Gesamtschulen - öffentliche, halböffentliche oder private - unterscheiden sich in ihrer Trägerschaft. Wie wirkt sich dies auf die Schulen aus? Die öffentlichen Schulen (públicos) werden vom Staat finanziert, sind also kostenlos. Die halböffentlichen (concertados) sind ehemalige Privatschulen, die ebenfalls subventioniert werden, aufgrund ihrer umfangreichen Angebote allerdings oft ein geringes Schulgeld erheben. Ebenso wie die Privatschulen befinden sie sich in der Regel in der Trägerschaft eines kirchlichen Ordens. Private Schulen erheben ein monatliches Schulgeld.
5. Gibt es in Spanien freie Schulwahl? Theoretisch ja, doch aufgrund der unterschiedlichen Nachfrage übersteigt bei besonders beliebten Schulen wie den „concertados" die Zahl der Anfragen die verfügbaren Plätze. Deshalb entscheidet ein strenges Punktesystem (siehe Infokasten links) darüber, wer den Platz seiner Wahl bekommt. Bei den Privatschulen entscheidet die Reihenfolge der Anmeldungen, auch hier gibt es oft Wartelisten.
6. Stimmt es, dass die privaten und halbprivaten „concertados" besser sind als die öffentlichen Schulen? Die Erstgenannten haben oft deshalb einen besseren Ruf, weil die Einrichtungen der Klassenräume oder Sportinstallationen besser sind, das außerschulische Angebot umfangreicher und die Klassen kleiner sind. Durch kirchliche Träger werden sie unterstützt und gefördert, sind oft sehr leistungsorientiert und gelten als Schulen mit hohem Standard. Die Privaten und auch viele „concertados" haben auch nach der offiziellen Abschaffung des „Trilingüisme" die Förderung des Englischen als Fremdsprache beibehalten. Ein allgemein gültiges Urteil lässt sich allerdings nicht fällen, da es auch gute öffentliche Schulen gibt.
7. Wie viel Katalanisch wird an den spanischen Schulen auf Mallorca gesprochen? Laut Schulgesetz, das für alle Schultypen gilt, müssen mindestens 50 Prozent der Fächer in Katalanisch unterrichtet werden. Welche Fächer dies sind, bleibt den Schulen selbst überlassen, es muss aber mindestens ein Hauptfach darunter sein. An den öffentlichen Schulen wird dies oft noch überschritten, bis hin zu 100 Prozent Unterricht auf „Català" (inmersión lingüistica), dem müssen der Lehrkörper und der Schulbeirat allerdings zustimmen.
8. Welche Fremdsprachen werden an den spanischen Schulen unterrichtet? Erste Fremdsprache ist an allen Schulen Englisch. Je nach Schule sind dann entweder Deutsch oder Französisch obligatorisch, anschließend bieten einige wenige Schulen noch Latein oder Griechisch.
9. Was kosten die verschiedenen Schultypen? Während die öffentlichen Colegios gratis sind, erheben die „concertados" für Infrastruktur und außerschulische Angebote ein geringes Schulgeld von rund 60 bis 80 Euro pro Monat. Das Schulgeld an den spanischen Privatschulen auf Mallorca bewegt sich zwischen 250 bis 400 Euro (San Cayetano) und 550 bis 800 Euro (Ágora) pro Monat. 10. Wie sehen die Unterrichtszeiten aus? Schulbeginn ist für die meisten Klassen um 9 Uhr, einige höhere Klassen der Mittel- und Oberstufe beginnen um 8 Uhr. Die „públicos" enden meist um 14 Uhr, die Privaten und Concertados um 16 oder 17 Uhr, sind also Ganztagsschulen, in denen auch Mittagessen angeboten wird.
11. Werden auch außerschulische Aktivitäten wie Sportkurse, Tanzen oder Klavier angeboten? Ja, wobei Angebot und Kosten variieren. An den öffentlichen Schulen werden die meisten „actividades extraescolares" von der Gemeinde bezahlt, sind also oft kostenlos. In höheren Klassen gibt es Hilfen vom Elternbeirat, auch hier sind die Gebühren gering. An den übrigen Schulen werden nicht selten 30 bis 50 Euro pro Monat und Aktivität verlangt.
12. Welche Schulabschlüsse werden hier angeboten? Sind nach der 10. Klasse alle Prüfungen bestanden, erhalten die Schüler das Zeugnis der „Educación Secundaria Obligatoria", vergleichbar mit der deutschen mittleren Reife. Nach zwei weiteren Jahren „Bachillerato" erlangen sie das spanische Abitur (Bachiller), das zum Hochschulstudium berechtigt. Wer in Spanien studieren will, muss zusätzlich noch die dreitägige „Selectividad"-Prüfung" an der Universität ablegen.
13. Wird das spanische Abitur in Deutschland anerkannt? Ja, sowohl an deutschen als auch an anderen ausländischen Universitäten wird der Abschluss anerkannt. Die Note wird von der jeweiligen Universität umgerechnet auf das eigene Notensystem, das sich vom spanischen oft unterscheidet. Zusätzlich kann von der Uni noch ein Sprachtest verlangt werden, auch von Deutschen, die in Deutschland studieren wollen, da sie mit dem spanischen Abitur als „Auslandsdeutsche" gelten". Diese Sprachprüfungen kann man auch schon während der Schulzeit in Kooperation mit dem Goethe-Institut ablegen.
14. Gibt es an allen mallorquinischen Colegios Schuluniformen? Nein, die Schuluniformen sind hauptsächlich an den „colegios concertados" und an den Privatschulen üblich. In der freiwilligen Oberstufe gibt es auch dort keine Uniformen mehr.