Seit die Strompreise angezogen haben, sieht man sie wieder häufiger, die Verkäufer privater Stromanbieter von Iberdrola und Co. Mehr als 50 Anbieter tummeln sich mittlerweile auf dem spanischen Markt. Wie MM-Leser berichteten, versprechen sie bis zu 18 Prozent weniger Stromkosten bei einem Wechsel. Doch da ist Vorsicht gemahnt, meistens gehen solche Versprechen einher mit zusätzlichen Versicherungen oder anderen Kostenfallen.
Denn echter Wettbewerb herrscht auf dem Strommarkt für Privathaushalte nicht, und das liegt am Staat. Mehr als 90 Prozent aller spanischen Verbraucher nutzen ohnehin den staatlich regulierten Basistarif "Tarifa de Último Recurso" (TUR), der für Haushalte mit weniger als zehn Kilowattstunden Stromleistung gilt.
Derzeit gibt es fünf Unternehmen, denen der Staat dieses Angebot erlaubt: Neben Endesa Energía sind das Iberdrola, die auf den Balearen von Alvato vertrieben werden, Gas Natural, HC Naturgás und der spanische Ableger des deutschen E.ON-Konzerns. Richtiger Wettbewerb herrscht um die Privathaushalte aber noch nicht, sondern eher um Unternehmen, seitdem die staatliche Preisbindung für Betriebe mit einer Stromleistung von mehr als 10 Kilowatt im Jahr 2009 aufgehoben wurde.
Zwar können auch Privatleute ihren Anbieter frei wählen und für frustrierte Endesa-Kunden mag das auch erstmal interessant klingen. Schließlich wurde im Juli 2013 der Basistarif um 4,4 Prozent erhöht und der Abrechnungszeitraum auf zwei Monate ausgedehnt, was deftigere Rechnungssummen auf einen Schlag mit sich gebracht hat.
Aber wirklich lohnen würde sich ein Anbieterwechsel für Privathaushalte nicht, sagt der deutsch-spanische Elektriker José Vázquez Bóo. Das bestätigt auch Marc Rosselló von der Strom-Kooperative "Som Energia", die auf den Balearen rund 600 Mitglieder verzeichnet (Kontakt: baleares@somenergia.coop). "Man kann durch einen Anbieterwechsel vielleicht drei Prozent im Jahr sparen, also etwa 20 Euro", sagt er. Dazu kommt aber die Unsicherheit, ob sich der Tarif auf dem freien Markt dann wieder ändert.
Wenn es nur um die Kostenersparnis geht, raten Verbraucherorganisationen zu einer einfacheren Lösung: Die vertraglich festgelegte Stromleistung des Haushalts herabzusetzen. Für einen voll ausgestatteten Haushalt seien sechs Kilowatt absolut ausreichend, meint etwa Alejandro García vom mallorquinischen Dienstleister Eco Energy Balear, der vor allem Firmen hilft, weniger Strom zu verbrauchen oder ihre Stromrechnungen zu senken. "Manche wissen gar nicht, was sie alles bezahlen. Manche Posten kann man mit einer einmaligen Investition komplett streichen", meint er.
Es muss nicht immer ein Stromanbieterwechsel sein. Zur Herabsetzung der Kilowattzahl geben die Anbieter jeweils selbst Auskunft. Der Service ist kostenlos. Die Verbraucherschutzorganisation Facua informiert dazu detailliert auf ihrer Website www.bajatelapotencia.org. Dort gibt es auch einen Rechner, um die tatsächlich benötigte Stromleistung für den Haushalt zu bestimmen.
Wer sein ökologisches Gewissen beruhigen will, kann sich an die Kooperative Som Energía wenden. Dort setze man verstärkt auf erneuerbare Energien und eine transparente Abrechnung, sagt ihr Sprecher Marc Rosselló. Außerdem garantieren sie schnellen Service bei einem Stromausfall. "Der Vertrieb ist dafür verantwortlich, genauso wie ein Versorger", erklärt Rosselló. Ihr langfristiges Ziel sei es, selbst zum Produzenten nachhaltiger Energie zu werden.
Eine weitere Alternative bietet Fieba, der Dachverband der spanischen Elektriker. Die haben eine eigene Vertriebsgesellschaft gegründet. Weitere Infos gibt es unter www.fenieenergia.es. Die Beratung läuft direkt über Elektriker, die dem Verband angehören.
INFO
ANBIETER DES BASISTARIFS
Endesa Energía
Tel. 902-508850
www.endesaonline.com
Iberdrola /Alvato
Tel. 871-963721
www.alvato.es
Gas Natural, SDG
Tel. 902-200850
www.unionfenosa.es
HCNaturgás / EDP
Tel. 902-860860
www.hcenergia.com
E.ON
900-118866
www.eon-espana.com