Schon im Winter kündigte sich die Trockenheit an. Die letzten drei Monate von 2015 waren zusammen so regenarm wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnung auf Mallorca, im Dezember blieb der Regen praktisch komplett aus. Jetzt herrscht auf Mallorca die Vorwarnstufe "Prealerta" Gelb. Sie ist die zweite von fünf Warnstufen und bedeutet: "Achtung, es kann knapp werden." Das ist auf Mallorca derzeit der Fall: Mitte Juni waren die Grundwasserspeicher der Insel nur zu 47 Prozent gefüllt, deutlich weniger als die 60 Prozent im vergangenen Jahr um diese Zeit. Das geht aus Messergebnissen des balearischen Umweltministeriums hervor.
Auch Palmas Stadtwerke "Emaya" melden: Der für die Wasserversorgung der Inselhauptstadt mitverantwortliche Stausee Cúber ist derzeit nur zu 37 Prozent gefüllt. Und es dürfte noch schlimmer kommen: Juli und August sind traditionsgemäß regenarme Monate, gleichzeitig ist Haupturlaubszeit, die Touristen kommen in Strömen und verbrauchen zusätzlich Wasser. "Mehr als doppelt so viel wie Residenten", berichtet Neus Truyol, Umweltdezernentin von Palma, stützt sich dabei jedoch allein auf Hoteldaten. Schuld daran sei, dass Touristen vermehrt an den Strand gingen und dadurch öfter duschen. "Vielleicht fehlt Besuchern aus Mitteleuropa auch Bewusstsein fürs Wassersparen, da sie die Versorgungsprobleme nicht kennen", vermutet Truyol. Außerdem spielt der Verbrauch durch Hotelpools, touristische Grünanlagen und Wellnesseinrichtungen in den Pro-Kopf-Verbrauch von Hotelurlaubern hinein.
Natürlich kann bei solchen Zahlen immer nur vom Durchschnittsverbrauch ausgegangen werden. Durchschnittlich verbraucht eine in Spanien wohnhafte Person 44 Liter pro Tag zur Körperpflege (Duschen und Baden), 39 Liter für die Toilettenspülung, 19 Liter zum Wäschewaschen, acht Liter zum Spülen, fünf zum Reinigen, vier zum Kochen und Trinken und etwa fünf zum Gartenbewässern und fünf für sonstigen Gebrauch. Macht rund 130 Liter pro Tag und pro Person. Das klingt viel und ist es auch: Wie das balearische Umweltministerium erklärt, sind rund 55 Prozent des Wasserverbrauchs auf der Insel auf die Versorgungsnetze zurückzuführen. Im Klartext: Gerade Privatpersonen sollten sich im Wassersparen üben.
Doch wie kann man den Verbrauch tatsächlich verringern? "Reduzieren Sie das Volumen Ihrer Toilettenspülung, indem Sie eine Wasserflasche in die Spülvorrichtung einbauen", rät die Balearen-Regierung auf ihrer Homepage. So würde weniger Wasser pro Spülung aufgewandt. Auch sollte die Toilette nicht als Papierkorb verwendet werden, in dem man mal eben Taschentücher herunterspült. Bis zu 25 weitere Liter könnten gespart werden, indem man vor dem Duschen das Wasser in Eimern auffängt, das anfangs kalt aus der Leitung fließt und sonst ohne Verwendung im Abguss verschwinden würde. "Es eignet sich zum Blumengießen", rät die Balearen-Regierung. Generell sei Duschen immer Baden vorzuziehen, wassersparende Duschköpfe und verringerter Wasserdruck auf der Leitung könnten zusätzlich helfen. "Schalten Sie das Wasser beim Einseifen immer ab, pro Minute können so rund zwölf Liter eingespart werden."
Auch in der Küche lässt sich sparsam mit Wasser haushalten. "Die Spülmaschine sollte nur benutzt werden, wenn sie ganz voll ist und auf Öko-Stufe gestellt werden", empfiehlt die Balearen-Regierung. Gleiches gelte fürs Wäschewaschen - hier können je nach Maschine viele Liter pro Waschgang verschwendet werden. Wer mit der Hand spült, sollte Wasser ins Waschbecken laufen lassen und vermeiden, unter offenem Strahl zu spülen.
Auch bei der Gartenbewässerung helfen kleine Tricks, literweise Wasser einzusparen. Gerade bei auf Mallorca üblichem sandigem Untergrund ist es sinnvoll, die Pflanzen in Rindenmulch einzubetten, er wirkt der Verdunstung entgegen. Auf Rasensprenger sollte generell verzichtet werden, da viel Wasser ungenutzt im Boden versickert. Besser ist es, die Pflanzen gezielt mit der Hand zu gießen. Und: Nicht so oft Mähen, lange Grashalme speichern das Wasser besser.
"Wir hoffen, dass die Menschen sich an die Sparmaßnahmen halten", betont Neus Truyol. Sie geht zunächst nicht davon aus, dass die Wasserpreise in den kommenden Monaten steigen. "Aber wenn sich der aktuelle Konsum nicht verringert, können wir es nicht ausschließen."
(aus MM 30/2016)