An zuverlässigen Wettervorhersagen versuchten sich die Mallorquiner schon lange bevor im Jahr 1862 die erste meteorologische Station auf der Insel in Betrieb ging.
Immerhin hingen Wohl und Wehe der Bewohner, die zum Großteil als Bauern und Fischer davon lebten, was sie mit ihrer Hände Arbeit dem Land und der See abtrotzten, maßgeblich vom Wetter ab.
Im Laufe von Jahrhunderten hatte sich ein reiches Volkswissen gebildet, mit dessen Hilfe sich die Anzeichen der Natur deuten, der Jahresablauf festen Regeln unterordnen und Wetterprognosen erstellen ließen. Heute sind sie rar geworden, die Inselbewohner, denen diese Kenntnisse von ihren Vorfahren überliefert wurden.
Meist sind es sehr erfahrene Fischer oder Bauern, die bis heute die Zeichen der Natur zu deuten wissen, die über diese außergewöhnliche Intuition verfügen, die nur derjenige hat, der auf generationenalte Erfahrungen mit dem lokalen Klima zurückgreifen kann.
Eine ungewöhnliche Wolkenformation, das Verhalten des Viehs, ein Geruch in der Luft, der plötzlich drehende Wind - solche Hinweise dienten lange Zeit dazu, das Wetter vorherzusagen.
Dieses Wissen geht jedoch verloren. Mit dem Wandel Mallorcas von einer Agrar- zur Tourismusgesellschaft haben die meisten Menschen den engen Kontakt zur Natur verloren und damit die Fähigkeit eingebüßt, ihre Hinweise zu verstehen. Dabei ist die Bedeutung des Wetters und zuverlässiger Vorhersagen für die Insel sicher nicht geringer geworden.
Zwar klagen auch heute noch mallorquinische Bauern, wenn ihnen ein überraschender Wolkenbruch die Ernte verhagelt, in erster Linie aber geht es darum, dass Millionen Urlauber sonnige Ferien verbringen können. Fällt etwa die Osterwoche ins Wasser, setzen Mallorcas Hoteliers sogleich zu Wehklagen an. Ist der Herbst dagegen besonders sonnig und warm, kann die Nachsaison unerwartet gute Buchungszahlen bringen.
In Zeiten, in denen Tausende Ausländer ein Ferienhaus auf der Insel besitzen, in denen Flüge obendrein viel kurzfristiger gebucht werden, als es früher der Fall war, gewinnen Wettervorhersagen weiter an Bedeutung. Auch wenn davon nicht mehr Wohl und Wehe eines ganzen Volkes abhängen.