Gestern Abend hat Peter Kohler noch die vergangene Ausgabe des Mallorca Magazins zu Ende gelesen. Heute – an einem Donnerstagvormittag – schlendert er mit der neuen zum Tresen des Zeitschriftenladens in Palmas Innenstadt. Er bezahlt und verstaut das Heft in seinem Turnbeutel. Kohler hat eine besondere Ausgabe des Magazins gekauft: Auf der Titelseite ist ein Foto eines Konzerts der balearischen Sinfoniker zu sehen. Das Orchester widmete dem Mallorca Magazin die Veranstaltung zum 50-jährigen Bestehen.
Am 19. Juni 1971 erschien die Wochenzeitung zum ersten Mal. 50 Jahre später gibt es das Blatt weiterhin – und dieses freut sich auf das nächste halbe Jahrhundert. MM ist das älteste Medium auf Mallorca, das in deutscher Sprache über die Insel informiert. Anlässlich des runden Geburtstags ziert eine goldene 50 seit Juni die Titelseite.
1971 geboren: Das trifft ebenfalls auf Peter Kohler zu. Er lebt seit 20 Jahren auf Mallorca und ist begeisterter Zeitungsleser. Auch in seiner Heimat, in Bad Wörishofen im Unterallgäu, liest er die dortige Lokalzeitung, die „Mindelheimer Zeitung”. Die erscheint bis auf Sonntag täglich, das MM einmal die Woche. „Ich freue mich jede Woche auf Donnerstag”, sagt Peter Kohler.
Im Mallorca Magazin stöbere er jeden Tag ein bisschen; bis Mittwochabend habe er das Blatt meist noch nicht fertig. „Ich lese es sogar im Bett.” Besonders die Veranstaltungshinweise seien nützlich. Der Preis, 2,50 Euro für eine Ausgabe, sei angemessen, sagt Kohler. „In Deutschland zahlt man für eine Tageszeitung schon zwei Euro.” Manchmal auch das Doppelte: Die „Süddeutsche Zeitung” kostet am Samstag und Sonntag vier Euro.
Das Mallorca Magazin wird jede Woche durchschnittlich rund 22.500-mal verkauft. Auf Mallorca gibt es MM an Kiosken, in Buchhandlungen, Einkaufszentren und Hotels. Abonnenten bekommen es jeden Donnerstag in den Briefkasten. Auch wer in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden lebt, kann es sich nach Hause liefern lassen. Es auf der MM-Homepage im digitalen Kiosk als E-Paper herunterzuladen, ist von jedem Land der Welt aus möglich.
MM gehört zum mallorquinischen Verlag Grup Serra, der eines von vielen Familienunternehmen auf der Insel ist. Pere A. Serra, verstorben 2018, hat es gegründet. Neben MM gibt die Grup Serra die mallorquinische Tageszeitung „Ultima Hora” heraus. Weitere Publikationen sind etwa „Menorca - Es diari”, „Ultima Hora - Periódico de Ibiza y Formentera” sowie das englischsprachige „Majorca Daily Bulletin”.
An diesem Donnerstagvormittag stecken 28 Exemplare des Mallorca Magazins, Nummer 33, Jahrgang 2021, in einem Ständer des Zeitschriftenladens an der Avenida Jaume III. Mitarbeiterin Cristina Huertas hat sie gegen 8 Uhr – bevor das Geschäft öffnete – in die Ablagen gesteckt. In dem Ständer sind weitere deutsche Titel wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung”, die „Zeit”, sowie die „Bild-Zeitung” zu finden. Und das sind nur die Tageszeitungen. Einen Schritt entfernt finden sich auch zahlreiche deutsche Regenbogen-Magazine, Fernsehzeitschriften und Sport-Magazine. Deutschen Lesern mangelt es in Bezug auf gedruckte Titel auf der Mittelmeerinsel an kaum etwas.
In dem Laden in Palma gibt es insgesamt mehr als 1000 Zeitungen und Zeitschriften. Ihre Zahl habe sich mit der Pandemie jedoch verringert, wie Cristina Huertas, 38 Jahre alt, sagt. Stichwort Corona. Zeitschriftenläden und Kioske blieben während des ersten Lockdowns im Frühjahr des vergangenen Jahres offen. Der Gang dorthin war ausdrücklich erlaubt. „Viele haben das als Anlass genommen, rauszukommen”, sagt Huertas und lächelt. „Wir waren essenziell.”
Mit dem Coronavirus stieg das Informationsbedürfnis der Menschen. Homepages verzeichneten Rekord-Zugriffszahlen und der Verkauf von Abos gedruckter Zeitungen stieg.
Dass ein Zeitschriftenladen ein beliebter Ort ist, zeigt sich auch an diesem Vormittag. Stamm-, aber auch Gelegenheitskunden wie Touristen kommen vorbei. Es gibt nicht nur Lesbares zu kaufen, sondern auch Getränke und Postkarten. Ist einen Moment niemand im Laden, dauert es nur zwei Minuten, ehe sich wieder eine Schlange vor dem Tresen gebildet hat. Von 10.30 Uhr an ist Rush-Hour. Cristina Huertas ist im Stress.
Nun sehen sich auch zwei deutsche Frauen am Drehständer der internationalen Presse um. Eine von ihnen ist Gudrun Wedekind, 78 Jahre alt. Sie sagt: „Ich finde es toll, dass es eine deutsche Lokalzeitung auf Mallorca gibt.” Die andere, Angela Windel, 59 Jahre alt und in der Nautik-Branche tätig, betont: „Das Mallorca Magazin gehört zu der Insel wie der Ballermann.” Sie wünscht dem Blatt viel Glück für die Zukunft.
Die Ausgaben des MM, die auf der Insel verteilt werden, kommen aus der Druckerei des Verlags in Palmas Industriegebiet Son Valentí. Von dort aus werden sie aber nicht etwa auch nach Deutschland geflogen; die Exemplare, die an den Flughäfen und Bahnhöfen der Bundesrepublik verkauft werden, entstehen in einer Druckerei im brandenburgischen Potsdam.
Die Auslieferung an den Handel übernimmt der deutsche Pressevertrieb. Eine Liste, in welchen Städten MM zu haben ist, findet sich immer in der aktuellen Ausgabe und online. Übrigens: In Deutschland kostet das MM einen Euro mehr als auf der Insel – und ist damit immer noch günstiger als die „Süddeutsche Zeitung” am Samstag und Sonntag.