Es ist allgemein bekannt, dass regelmäßiges Sporttreiben sehr gesund ist. Aber wer denkt schon, dass auch Golf in diese Kategorie fällt? Geht es um Sportlichkeit und Ausdauer, werden Golfer häufig belächelt. Tatsache ist, dass beim Golfspielen Körper und Geist stimuliert werden, auch wenn es vielleicht nicht danach aussieht. Ein Bericht der R&A, eine der weltweit wichtigsten Golforganisationen, belegt, dass Golfspielen erhebliche Vorteile für die körperliche und mentale Gesundheit haben kann.
"Das kann ich nur voll und ganz bejahen", sagt Carsten Henningsen, einer der zwei Inhaber der Palma Clinic. Der Internist und Kardiologe, selbst passionierter Golfspieler, bestätigt, dass das Spiel mit Ball und Schläger eine Vielzahl von Muskeln beansprucht, den Kreislauf in Schwung bringt und auch eine ganze Menge Konzentration erfordert. Zudem helfe die körperliche Bewegung, Spannungen abzubauen, die Produktion von Endorphinen zu erhöhen und ein aktiveres Leben voller Wohlbefinden zu fördern.
Allgemein empfehlen Ärzte, mindestens 6000 Schritte am Tag zurückzulegen. "Diese Zahl wird bei einer normalen 18-Loch-Runde locker erreicht", weiß Golfspieler Henningsen aus eigener Erfahrung. Wer die komplette Distanz von sieben bis zehn Kilometern laufe, komme leicht auf 12.000 bis 15.000 Schritte. "Das ist mehr als genug für einen Tag." Selbst Spieler, die mit dem Golf-Cart auf dem Platz unterwegs sind, leisten genug für ihre Gesundheit.
Insgesamt kann man sagen, dass der Bewegungsapparat umfassend fit gehalten wird, auch die Motorik und Tiefensensibilität wird trainiert. Mit anderen Worten: "Golf spielen hält jung." Eine Studie der Universität von Missouri (USA), die 2020 in Los Angeles vorgestellt wurde, ist sogar zu dem Ergebnis gekommen, dass das Spielen von Golf einmal im Monat das Risiko eines vorzeitigen Todes halbiert.
Die Studie wurde auf einer Basis von fast 5900 Menschen über 65 Jahren durchgeführt, die über einen Zeitraum von zehn Jahren beobachtet wurden. Sie zeigt, dass diejenigen Probanden, die regelmäßig Golf spielen (mindestens einmal im Monat), ein um mehr als acht Prozent geringeres Risiko haben, vorzeitig – etwa an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall – zu sterben als diejenigen, die nicht Golf spielen.
"Es geht gerade nicht darum, sich völlig zu verausgaben wie etwa beim Joggen oder Schwimmen. Es ist vielmehr ein ausgedehnter Spaziergang", sagt Henningsen. Dadurch, dass Golf eine Sportart mit moderater körperlicher Beanspruchung ist, eigne sie sich hervorragend für Menschen, die einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, aber wieder mit dem Sport beginnen wollen.
"Dafür spricht auch die wirklich sehr geringe Verletzungsgefahr", betont Henningsen. Die größte Gefahr gehe von falscher Technik aus oder wenn man im Sandbunker umknickt oder über eine Wurzel stolpert. Wer ambitioniert spielt, sollte parallel dazu die Muskulatur stärken und dehnen. Denn ein gutes Aufwärm- und Fitnesstraining verringert bei jeder Sportart das Risiko einer Läsion, beim Golf etwa die einseitigen Belastungen durch immer gleiche Drehbewegungen beim Abschlag.
Präventiv helfe das Golfen gegen eine ganze Reihe von Krankheiten, bekräftigt der Mediziner. "Zum Beispiel gegen Diabetes, Brust- oder Darmkrebs oder eben auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen." Auch bei Demenzkrankheiten wie Alzheimer oder bei Depressionen kann Golf eine echte Hilfe sein.
Überhaupt ist es eine Sportart, die die mentale Gesundheit fördere. "Durch die erforderliche Konzentration wird man vom Alltag abgelenkt, der Kopf wird frei, Stress wird abgebaut". Entspannend wirke darüber hinaus auch die natürliche Umgebung an der frischen Luft. So ist quasi jede Runde und jeder Schlag sowohl gut für die eigene Sportlichkeit als auch für die eigene Psyche.
Das einzige Problem, das Henningsen sieht, ist der große Zeitaufwand und vielleicht das Image von Golf, eine elitäre und kostspielige Sportart zu sein. "Für eine ganze Runde kann man schon vier Stunden oder mehr einplanen, diese Zeit hat natürlich nicht jeder." Eine Alternative sei hier, nur über die halbe Distanz zu gehen.