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Die touristische Mallorca-Agenda: „Wir müssen den Markt diversifizieren”

Der Sozialist Andreu Serra ist seit 2019 Inselratsdezernent für Tourismus und Sport. | Pere Bota

| Mallorca |

Seit vier Jahren ist Andreu Serra als Dezernent bei Mallorcas Inselrat für die Tourismuspolitik zuständig. Weil die ITB in Berlin seit dem Beginn der Corona-Pandemie ausfiel beziehungsweise nur digital stattfand, fährt er nun erstmals in dieser Funktion zur Leitmesse der weltweiten Tourismusbranche. MM hat er im Vorfeld seiner Deutschland-Reise Rede und Antwort gestanden.

Mallorca Magazin: Herr Serra, mit welchen Erwartungen fahren Sie zur Internationalen Tourismusbörse nach Berlin?

Andreu Serra: Ich fahre mit einem sehr, sehr guten Gefühl in die deutsche Hauptstadt, vor allem, weil es meine erste ITB als Tourismusdezernent ist. Das letzte Mal, dass die Messe im normalen Präsenzformat stattfand, war im März 2019. Ich kam aber erst im Juli 2019 ins Amt. Ich bin also voller Vorfreude, zumal wir die Messe in diesem Jahr mit einem mallorquinischen Abend auf einem Berliner Rooftop eröffnen werden.

MM: Blicken Sie auch voller Vorfreude auf die anstehende Sommersaison?

Serra: Ja! Wir sehen einem sehr positiven Jahr für die Tourismusbranche auf Mallora entgegen. Die Hotels sind extrem zufrieden, was die Buchungszahlen angeht, und werden deshalb in diesem Jahr noch früher öffnen als sonst. Wir rechnen bereits im April mit einer Rate von 60 Prozent geöffneter Hotels. Bereits im Mai werden wir 100 Prozent erreicht haben.

MM: Haben Sie damit Ihr Ziel, die Saison zu entzerren, erreicht?

Serra: Wir sind jedenfalls auf einem sehr guten Weg. Viele Häuser bleiben auch im Herbst länger geöffnet, einige bis Ende November oder Anfang Dezember.

MM: Wenn Mallorca jetzt in der Nebensaison voller wird, wird es ja nicht automatisch im Sommer leerer. Wie verhindert man den Kollaps?

Serra: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass das nur über eine „natürliche” Kanalisierung klappt. Mit guten Angeboten in der Nebensaison und einem Schwerpunkt auf Gastro-, Kultur-, Sport- oder LGBTI-Tourismus. In einem freien Europa kann man kein Urlauberlimit oder eine Obergrenze für Reisende am Flughafen einführen. Aber wir können versuchen, den Menschen Mallorca in der Nebensaison schmackhaft zu machen. Im Übrigen ist die Insel – selbst wenn es im Sommer sehr voll ist – nicht überall „massifiziert”. Auch deshalb muss unser Ziel sein, Urlauberströme in der Hochsaison besser zu leiten und zu kanalisieren.

MM: Bei allen Bemühungen um mehr Qualität: Die Wirte und Hoteliers an der Playa de Palma sagen, der Sauftourismus sei nach Corona mit voller Wucht zurückgekehrt. Wie wollen Sie dem einen Riegel vorschieben?

Serra: Wir sind schon auf einem guten Weg, dank der Benimmregeln des Govern und der Stadt Palma und intensiven Kontrollen in den neuralgischen Zonen. Daneben geht es aber auch darum, entsprechende Angebote weitgehend zurückzudrängen oder zu verbannen. Saufurlauber sollen spüren, dass es auf Mallorca in dieser Hinsicht nichts mehr zu holen gibt.

MM: Qualitätsurlauber scheinen für Sie neuerdings vor allem US-Amerikaner zu sein. Fast 10.000 kamen vergangenes Jahr per Direktflug aus New York auf die Insel ...

Serra: Und das ist auch gut so! Es bedeutet aber nicht, dass wir unsere Hauptmärkte – den deutschen und den britischen – in irgendeiner Form vernachlässigen. Im Gegenteil, wir freuen uns über jeden Urlauber von dort. Aber Mallorca tut es gut, wenn wir den Markt diversifizieren. Und die Amerikaner sind für die lokale Wirtschaft sehr gute Kunden, denn sie geben viel Geld auf der Insel aus.

MM: Wird es bald noch mehr Direktflüge in die USA, zum Beispiel nach Los Angeles oder Miami, geben?

Serra: Das kann ich noch nicht sagen. Viel wichtiger ist für uns auch im Moment, Mallorca in den USA bekannter zu machen. Und das gelingt uns dank eines hervorragenden Austauschs gut. Wir sind stolz darauf, dass die United-Route Palma-New York so gut gebucht ist.

MM: Welche Märkte sehen Sie in diesem Jahr besonders stark?

Serra: Ehrlich gesagt, so gut wie alle. Sowohl beim deutschen als auch beim britischen und spanischen Markt sehen wir steigende Zahlen verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019. Aber auch die Italiener und Franzosen drängen immer mehr nach Mallorca. Ab März wird es sechsmal pro Woche einen Direktflug nach Lissabon geben. Die Insel wird damit auch für Portugiesen noch interessanter. Und: Lissabon ist per Direktflug mit sieben Städten Brasiliens verbunden. Auch dort könnten wir einen neuen Quellmarkt erschließen.

MM: Wie gut kennen Sie Deutschland?

Serra: Ich war schon in Frankfurt und mehrfach in Berlin – privat, aber auch auf Veranstaltungen, Empfängen und Messen. Ich liebe das Land und seine Städte und ich finde, dass wir immer auch voneinander lernen können. Letztendlich sind wir doch europäische Brüder.

Das Interview führte Patrick Czelinski.

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