Das Drama wiederholt sich. Wieder ist eine Ferienregion von Unruhen betroffen, wieder wird Millionen von Menschen die wirtschaftliche Grundlage entzogen. Ägypten erlebt den Niedergang seiner so wichtigen Tourismuswirtschaft.
Tourismus ist von Natur aus ein sensibles Geschäft. Wer Erholung sucht, will einen möglichst großen Bogen um Krisenherde machen. Das hat viel, aber nicht ausschließlich mit Sicherheitsaspekten zu tun. Die ersehnte Leichtigkeit des Seins mag sich nun mal nicht einstellen, wenn das Leid allzu nahe rückt.
Mallorca ist ein sicherer Ort und wird daher erneut von der Misere anderer, in diesem Falle Ägyptens profitieren. So wie während des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien, nach Bomben in der Türkei und Ausschreitungen in Griechenland oder bei Konflikten um den Arabischen Frühling in Nordafrika.
Freude darüber verbietet sich. Nicht nur aus Mitgefühl für die betroffenen Ägypter. Die immer wiederkehrende Rolle des Krisengewinnlers bekommt Mallorca nämlich gar nicht gut. Der Extraschub an Gästen schönt die Bilanzen und versperrt die Sicht auf Defizite und Versäumnisse.
Es ist zu erwarten, dass die Nachsaison durch die umgeleiteten Kunden der Reiseveranstalter deutlich länger und rentabler ausfallen wird. Es wird also etwas gelingen, was für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt auf der Insel von elementarer Bedeutung ist.
Nur: Die, die das in die Wege leiten sollten – Politiker, Unternehmer, Gewerkschafter – haben dazu wenig beigetragen. Nicht kluge Promotion, weitsichtige Gesetze oder mutige Investitionen sorgen für den Schub. Man hat nur mal wieder Glück gehabt – und sieht wahrscheinlich keinen Anlass zum Handeln. Es läuft doch …
Zum Wesen der Urlauber gehört, dass sie schnell vergessen. Ägypten kann schon im nächsten Jahr wieder zu den Topzielen gehören. Für die Menschen dort ein Trost – für Mallorca eine Warnung.