Wäre ich bereit, mehr Geld für Strom zu bezahlen? Wäre ich bereit, ein Windrad oder Fotovoltaik-Zellen auf meiner Finca zu installieren? Diese Fragen müsste sich wohl jeder stellen, der die Stärkung alternativer Energien befürwortet. Denn hier hapert es bislang, sowohl bei der Energiewende in Deutschland als auch auf Mallorca. Niemand will seine Komfortzone verlassen, womöglich weniger Energie verbrauchen, auf gewisse Annehmlichkeiten auch mal verzichten, wenn es der Senkung des Stromverbrauchs dient. Der Autor dieser Zeilen nimmt sich da keineswegs aus.
Eine Kampagne der Balearen-Regierung: „Spart Strom – so geht’s“ sucht man vergeblich. Vielleicht fürchtet man, Touristen zu vergraulen. Die wollen nach dem Strandbesuch vor allem ihre heiße Dusche haben. Gespart werden kann zu Hause. Stattdessen gibt es auf 169 Seiten des ambitionierten Programms zur Senkung des CO2-Ausstoßes viele hehre Ziele, die teuer in der Umsetzung und zweifelhaft beim Erfolg sind. Beispiel: 2000 Ladestationen für Elektroautos. Braucht man die wirklich? Gibt es so viele zugelassene Elektroautos auf der Insel oder wird es wirklich mehr geben, wenn mehr „Strom-Tanken“ auf den Inseln installiert werden? Der Umstieg auf das Elektroauto funktioniert doch erst, wenn die Autos günstiger in der Anschaffung und langlebiger in der Batterieleistung werden. Dann nimmt man doch lieber seinen SUV oder Geländewagen, um von A nach B zu kommen, egal wie viel der verbraucht.
Und ob umweltfreundliche Windräder wirklich gewünscht sind, wird die Praxis zeigen: Mallorca lebt von der Schönheit seiner Landschaft, gerade an der Küste oder in den Bergen.
Dennoch ist eines auch klar: Ohne Ökostrom wird es langfristig nicht gehen. Klar muss allen Befürwortern nur sein, dass es ohne kleinere „Opfer“ nicht gelingt. Die Formel: Die Energie wird grün, aber mein Komfort, sprich: Energiekonsum bleibt gleich, funktioniert auf Dauer nicht.