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Herkulesaufgabe für Felipe

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Für Spanien beginnt eine neue Ära. Mit König Juan Carlos geht ein Staatsmann von Bord, der seinem Land die Demokratie gebracht hat und diese Demokratie auch noch - nehmen wir ruhig das Wort - heldenhaft verteidigt hat. Er ist ein weltweit geachtetes Staatsoberhaupt und hatte lange Zeit die Sympathien seiner Landsleute. Die Entscheidung, auf den Thron zu verzichten, war weise und wird zu Recht als letzter großer Dienst des Monarchen an seinem Volk gewertet. Bald wird die Zeit kommen, in der sich die Spanier wieder mit ihrem zuletzt so heftig kritisierten König versöhnen werden. Bald werden sie spüren, was sie mit Juan Carlos verloren haben. Die Elefantenjagd und andere Affären können seine Verdienste auf Dauer nicht schmälern. Es ist völlig legitim, dass die Zäsur genutzt wird, um darüber nachzudenken, ob die Monarchie noch zeitgemäß ist. Ihre Gegner haben gute Argumente. Und doch scheint die Monarchie für Spanien gegenwärtig alternativlos. Nicht, weil die royale Folklore wichtig wäre. Man vermag sich in diesem politisch völlig zerrissenen Spanien einfach keinen gewählten Präsidenten vorstellen, der sich "Präsident aller Spanier" nennen könnte. Hier ist man immer noch für die einen oder für die anderen. Konsens und Koalitionen sind Fremdwörter. Insofern ist es ein Glück, dass es noch eine politische Mehrheit für die Monarchie gibt. Ob das alles so bleibt, hängt jetzt von Felipe VI. ab. Der Mann ist nicht zu beneiden. Er soll die Monarchie modernisieren und aus ihrem Sympathietief herausholen, er muss den richtigen Umgang mit der Korruptionsaffäre seiner Schwester Cristina und deren Mann finden, und er muss seinen Beitrag dazu leisten, das Land zusammenzuhalten. Letzteres ist eine Herkulesaufgabe. Wir haben tausendfach gehört und gelesen, wie gut Felipe auf die Aufgaben als König vorbereitet ist. Er ist der richtige Mann zur richtigen Zeit. Und, wer weiß, vielleicht springt dem neuen König ja auch noch ein wichtiger Verbündeter bei: der wirtschaftliche Aufschwung. Autor: Bernd Jogalla

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