Inseln haben es so an sich, dass ihr Territorium begrenzt ist. Wo sich andernorts immer noch eine grüne Wiese findet, auf der sich eine Reihenhaussiedlung aus dem Boden stampfen lässt, ist Bauland auf Mallorca rar. Besonders direkt am Meer ist der Siedlungsdruck enorm. 23 Prozent der Balearen-Küste sind laut Greenpeace mittlerweile zugebaut.
Ist das nun viel oder wenig? Im spanienweiten Vergleich gibt es sicher noch extremere Fälle der Verschandelung, wie etwa die Costa Blanca. Tatsache ist auch, dass Mallorca mit der Tramuntana über einen mehr als 100 Kilometer langen Küstenabschnitt verfügt, der noch weitgehend unverbaut ist. Das gilt auch für die Levante-Halbinsel im Nordosten und Teile der Südküste.
Diese Beispiele zeigen, dass effektiver Schutz möglich ist. Wahr ist aber auch, dass weite Teile der Insel so achtlos zubetoniert wurden, dass sie jeglichen Reiz verloren haben – es sei denn, man findet Betonklötze und Bettenburgen toll. Calvià, Andratx, aber auch manche Orte an der Ostküste dienen hier am ehesten als Negativbeispiele.
Mallorca lebt von seiner Schönheit, von seiner Natur, von seiner Landschaft. Wird diese zerstört, funktioniert irgendwann der Tourismus nicht mehr, der die Wirtschaft am Laufen hält.
Im Fall des nun geplanten Ausbaus des Hafens von El Molinar stellt sich etwa die Frage, ob Mallorca tatsächlich 200 weitere Bootsliegeplätze braucht, wo es doch schon 20.000 gibt. Bereits jetzt herrscht an Sommertagen vor Mallorcas Küste ein solcher Verkehr, dass man sich bange fragt, wie lange die Umwelt das noch ertragen kann.
Dazu kommt, dass der Nautiktourismus ein ausgesprochener Sommertourismus ist: Yachtbesitzer kommen nur, wenn es schön warm ist. Einen Beitrag zur Stärkung der Nebensaison leistet diese Art Tourismus nicht.
Genau das aber sollte das alles entscheidende Kriterium einer weitsichtigen Baupolitik sein: Unberührte Natur sollte auf Mallorca grundsätzlich nur noch dann geopfert werden, wenn zu erwarten ist, dass Urlauber in der Nebensaison angelockt werden. Das wäre ein verantwortungsvoller Umgang mit den natürlichen Ressourcen.