Wen es um „schöne“ oder „lebenswerte“ Plätze geht, gibt es in der Regel drei Perspektiven: Diejenige der neutralen Betrachter, diejenige der Bewohner und diejenige der Immobilienfirmen und Investoren. Alle drei dürften bei der augenblicklichen Bewertung des Palmesaner In-Viertels El Molinar übereinstimmen: Da passt derzeit alles. Moderne, Urigkeit, hippe Bars, ein paar Überbleibsel der spanischen Kneipenkultur in zweiter Linie und natürlich das Meer und Strand, so nah und greifbar wie sonst nirgendwo in Palma. Am Paseo Marítimo etwa steht der Hafen oder eine stark befahrene Straße zwischen Stadt und Meer.
Wo die Reise künftig hingeht, da allerdings scheiden sich die Geister. Es ist zwar durchaus verständlich, wenn der Käufer eines verfallenen Fischerhäuschens am Meer seine (teuer) erworbene Immobilie kernsaniert oder abreißt und mit großen Panoramafenstern wieder aufbaut. Es sollte aber Grenzen geben. Kompromisse sind gefragt, zwischen fischerhüttenklein und bauhausgroß.
Die Stadt muss darauf achten, dass gewisse Normen in Bezug auf Farben und Materialien eingehalten werden, so wie es auch in Santa Catalina der Fall ist. Denn wenn jeder bauen darf, wie er möchte, sieht El Molinar irgendwann einmal wie ein Legobaukasten aus. Das wird wiederum auch niemand wollen, weder Besucher noch Anwohner und auch keine Investoren und Immobilienhändler – schließlich speist sich der Wert einer Immobilie in El Molinar aus eben jenem Flair.
Aus demselben Grund ist Augenmaß beim Umbau des Yachthafens des dortigen Club Náutico gefragt. Dass er modernisiert werden muss, steht außer Frage. Wichtig wird aber sein, Größe und Stil klar zu definieren. Einen Port Adriano braucht in El Molinar kein Mensch. Wie wurde ein Architekt so treffend in einem Welt-Artikel über die Baupolitik nach dem Zweiten Weltkrieg zitiert: „Man kann nur vor dem Trend warnen, alles aus der Zeit abzureißen, weil es angeblich nichts taugt. Manchmal entwickelt sich die Wertschätzung erst später.“ Das sollten auch Palmas Stadtplaner beherzigen.