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Wie alles begann – eine ehemalige Kollegin erzählt

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DAMALS – 25 Jahre im Konsulat am Paseo del Borne

Gisela Schütten-Galiana in den 80er Jahren

Vielleicht war es Intuition, vielleicht Zufall, vielleicht Bestimmung. Tatsache ist, dass ich irgendwann aus Anlass der Verlängerung meines Reisepass in der damaligen Außenstelle Palma de Mallorca des Generalkonsulats Barcelona vorsprach und am 16.4.1974 dortselbst als deutsche „Ortskraft“ eine recht interessante, lehrreiche Etappe meines Lebens begann.

Ich kam eigentlich aus einer ganz anderen beruflichen Welt.

In Hamburg war ich in den fünfziger Jahren ein junge Sekretärin im „Ibero-Amerika Haus“, damals direkt zwischen Dammtorbahnhof und Außenalster gelegen. Danach, praktisch gleich nach meiner Eheschließung 1960 mit dem Mallorquiner Sebastián, gehörte ich hier in Palma 12 Jahre zum Staff der belgischen Fluglinie Sabena am Flughafen sowie im Stadtbüro in der Avda. Jaime III, und wie gesagt, bis kurz vor Beginn im Konsulat war ich Direktionssekretärin in der Zentrale der inzwischen nicht mehr bestehenden Hotelkette „Iberotel“.

Vieles, vieles hat sich geändert, wir leben in anderen Zeiten, derzeit in Zeiten der Besorgnis und Ungewissheit. Auch das Konsulat ist seit einigen Jahren nicht mehr am Paseo del Borne, und in Anbetracht der vergangenen Jahre logischerweise auch nicht mehr meine ehemaligen Vorgesetzten und Kollegen.

An meinem ersten Arbeitstag 1974, so erinnere ich mich immer wieder, wies mich der damalige Leiter der Außenstelle Peter Poddey in mein Büro ein, kam nach einigen Minuten mit einem dicken blauen Archivband zurück, es mögen auch zwei gewesen sein, und meinte „schauen Sie mal hinein, was alles so anfällt in einem Konsulat, abgesehen von Pass- und Visa-Angelegenheiten, Legalisierungen usw.“.

Ja, da waren Geschichten, die ich nie vermutet hätte…. Mir war sofort klar, dass ich ab sofort den Tourismus, ja sogar das Leben, aus einer anderen Perspektive, gewissermaßen „jenseits der Barriere“ kennenlernen würde. Sterbefälle, Verhaftungen, Vermisste, Krankheitsfälle, Sozialhilfe, Heimführungen usw. Nicht zu vergessen, dass das Leben in Spanien in den Jahren nicht so war wie heutzutage, und viele Angelegenheiten anders gesehen und gehandhabt wurden.

Hinsichtlich meines Privatlebens, als ich meine Tätigkeit in der Außenstelle Palma de Mallorca aufnahm, hatten wir schon eine 12jährige Tochter Susana María. Und wie es der Zufall manchmal will, im Jahre 1975, fast eineinhalb Jahre nach Beginn meiner „Konsulatszeit“, wurde unser Sohn Sebastián Alejandro geboren. Eine Veränderung zieht die andere nach sich, in meinem Fall eine sehr glückliche Veränderung…

Im Übrigen während am 23.02.1981 in Madrid der fehlgeschlagene Putschversuch stattfand, waren wir im Konsulat „on duty“ und konnten mittels eines kleinen Transistors von den Geschehnissen hören. – Ebenso haben wir im Konsulat alle Nachrichten verfolgt im Zusammenhang mit der Öffnung der Mauer in Berlin am 9. November 1989 und die nachfolgend bewirkte deutsche Einheit am 3. Oktober 1990.

Mit den Jahren wurde der Arbeitsanfall immer grösser, die Besucher nahmen zu, immer mehr Pässe oder Personalausweise gingen verloren oder wurden gestohlen, und es galt, viele Reiseausweise als Ersatz zur Rückkehr in die Bundesrepublik Deutschland auszustellen. Abgesehen von der Entgegennahme und Bearbeitung von Pass-, Kinderausweis- und Reiseausweis-Anträgen bis zur Unterschriftsreife hatte ich in der Registratur die Verwaltung des gesamten Schriftgutes eigenverantwortlich zu bewältigen. Und bei Abwesenheit wegen Urlaub oder Krankheit der entsandten Fremdsprachensekretärin wurde ich auch mit der Vertretung beauftragt. Alles habe ich gleich gern getan. Ich habe viel gelernt, in beruflicher, aber ebenso in menschlicher Hinsicht.

Auch war es immer wieder eine Freude, die Residenten zu begrüßen und ihnen bei Pass-Angelegenheiten usw. behilflich zu sein. Immer in einer diskreten, aber freundlichen Atmosphäre. Im Übrigen wurden damals die Reisepässe noch handschriftlich ausgestellt, wenn möglich in „Schönschrift“….

Die große Umstellung kam dann Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre mit Einführung der Informatik. Ganz besonders gern erinnere ich mich an die Kurse, zu denen ich 1992, 1993 und 1996 im Auswärtigen Amt in Bonn eingeladen wurde. Die Informatik hat mich von Anfang an interessiert und begeistert.

Auf dem Gebiet der „gesellschaftlichen“ Ereignisse erinnere ich mich besonders an den Besuch des Segelschulschiffes „Gorch Fock“ 1990 und natürlich auch an die kleinen Geburtstags-, Ankunfts- oder Abschiedsfeiern im Kollegenkreis. Im Laufe der 25 Jahre habe ich viele entsandte Konsuln, Vizekonsuln und Sekretärinnen kommen und gehen sehen bedingt durch die Versetzungen. An jede und jeden erinnere ich mich gern. Manches Mal kommt es mir vor, als ob nicht so viele Jahre vergangen wären…..

Im April 1999, nach 25 Jahren Dienstzeit im Konsulat am Paseo Borne in Palma, erhielt ich stolz die Dankurkunde als Anerkennung für die „geleisteten treuen Dienste“, so wie es seitens des Auswärtigen Amts üblich ist.

Meinerseits war ich mir im Klaren darüber, dass vor Ende des Jahrhunderts, konkret nach Erreichen des 63. Lebensjahres am 2. Oktober, für mich der Augenblick des Abschieds aus dem beruflichen Leben gekommen war.

Mit diesen Erinnerungen von Frau Gisela Schütten-Galiana grüßt Sie

Ihr Deutsches Konsulat
(heute als tatsächliches Konsulat am Paseo Marítimo)

Damalige Außenstelle Palma de Mallorca im Edificio Reina
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