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Palma, Du bist wunderbar. Ein Brief an meine Stadt

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Liebes Palma, 30 Jahre ist es jetzt her, dass wir uns kennengelernt haben. An einem Juniabend bin ich, ohne Reiseführer-Vorwissen, in der Bar Bosch gelandet und habe mich berauscht an Deiner eleganten Geschäftigkeit und Deinem Flair. Die Begeisterung für Dich hat nie nachgelassen, im Gegenteil, sie ist bis heute stetig gestiegen. Denn damals warst Du noch verschlossen; außer bei der ewigen Bar Bosch konnte man kaum irgendwo draußen sitzen, der Zugang zum Meer war versperrt. Die Altstadt war eine Ruine, Deine eigenen Leute zogen es vor, in eine helle und trockene Bleibe außerhalb zu ziehen, wenn sie es sich leisten konnten, an den Paseo Marítimo. Die Markthallen vegetierten dahin. Noch nicht einmal die Urlauber erlagen Deinem Charme. Gut, die Kathedrale und Deine anderen Sehenswürdigkeiten haben schon immer Leute angelockt - aber nur, wenn das Wetter zu schlecht war für den Strand. Es hat gedauert, bis die Fremden und die Palmesaner - wohl in dieser Reihenfolge - Deinen Charakter entdeckten. Viele Häuser wurden saniert, selbst in den dunkelsten Gassen zog wieder Leben ein. Heute bist Du attraktiver denn je, und jetzt nehmen Dich die Menschen auch wahr. Mehr noch: Du kannst dich vor Verehrern kaum noch retten. International aufgestellte Bohemians und Geschäftsleute, Urlauber, Einheimische - alle wollen sie Dich haben. "The Times" kürt Dich zur lebenswertesten Stadt der Welt. Es geht, das musst Du zugeben, alles etwas schnell. Es ist gerade mal fünf Jahre her, dass man die Stiftung Palma 365 gründen musste, um Dich als Ferienziel zu promoten. Inzwischen fällt Dein Name in einem Atemzug mit dem hässlichen Wort "Massifizierung". Palma, lass Dich nicht kirre machen. Du bist toll, eine pulsierende Stadt und nicht halb so schlimm wie manche uns glauben machen wollen. Aber Du brauchst gute Manager, die Dir den weiteren Weg weisen. Die Zu-allem-Nein-Sager helfen Dir genauso wenig wie die, die kein Maß kennen. Ich hoffe für Dich - und uns! - dass Du die richtigen Helfer findest. Ein Freund. Autor: Bernd Jogalla

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