Es gab eine Zeit, da nahmen deutsche Mallorca-Residenten selten die Mühe auf sich, Vergleichsportale aufzurufen. Wer einen Flug zwischen Deutschland und der Insel buchen wollte, ging gleich auf www.airberlin.com. Air Berlin war die Mallorca-Airline. Aber das ist schon wieder Jahre her. Nach einem ewig langen Sinkflug konnte der Crash in Form des Insolvenz-Antrags allenfalls durch das Timing überraschen. An eine Rettung glaubt keiner mehr, Nachrufe wirken nicht mehr pietätlos. Air Berlin hat die jüngere Tourismusgeschichte Mallorcas maßgeblich mitgeprägt. Meilenstein war die Einrichtung des Shuttles 1998, der die Insel nicht nur Deutschland näher gebracht hat, sondern auch dem spanischen Festland. Das war Linie fliegen zum Charterpreis. Nebenbei machte das Drehkreuz in Palma Air Berlin zum unangefochteten Marktführer auf Mallorca. Nicht nur Urlauber profitierten davon, sondern auch mallorquinische Geschäftsleute. Die Ferienfliegerei, da sind sich die Analysten weitgehend einig, hat Air Berlin nicht das Genick gebrochen. Die Kritik am Management bezieht sich viel eher auf die Manie, immer größer werden zu wollen, verbunden mit explodierenden Kosten. Nach der Aufspaltung vor knapp einem Jahr hat sich Air Berlin aus dem Mallorca-Geschäft zurückgezogen, seit dem Frühjahr bedient Tochter Niki die Mallorca-Strecken. Das ist für Urlauber und Pendler, die schon mit ihr gebucht haben, nicht wirklich beruhigend. In den vergangenen beiden Tagen traute sich kaum ein Experte zu sagen, welche Auswirkungen die Air-Berlin-Insolvenz auf Niki haben wird. Die Kunden brauchen jetzt rasch Gewissheit. Egal wie die Hängepartei ausgeht, langfristig wird Mallorca das Ende von Air Berlin unbeschadet überstehen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Lücken schnell von anderen ausgefüllt werden. Weder bei den Flugpreisen noch bei den Frequenzen sind tiefgreifende Änderungen zu erwarten. Altgedienten Mallorca-Reisenden ist trotzdem weh ums (Schokoladen-)Herz. Air Berlin war einfach ein Teil von uns. Autor: Bernd Jogalla