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Wer Mallorca verändern will, braucht ein praktikables Konzept

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Der Tag wird kommen, an dem die Invasoren einfach am Rand herunterfallen werden." Der erste Satz in Eliseo Bayos 1969 erschienenem Artikel "Mallorca, die überrannte Insel" hat etwas Prophetisches. Mit dem Blick auf das Mallorca von damals scheinen die Ausführungen des Autors fast lächerlich. Betrachtet man den Zustand der Insel im Sommer 2017, klingen sie hingegen aktueller denn je. Nun muss man die Deutschen, Engländer, Schweden und wer sonst noch alles nach Mallorca kommt nicht unbedingt als Invasoren bezeichnen. Eines aber ist klar: Die Insel platzt vor allem im Sommer aus allen Nähten. Was sich seit zwei Jahren angekündigt hat, ist jetzt sicher: Die Kapazitätsgrenzen sind erreicht! Die Kritik an Mallorcas Tourismusmodell wird lauter, Lösungen müssen her! Wer gegen den Status Quo wettert, sollte aber zumindest ein paar praktikable Ideen aus dem Hut zaubern können. Weg vom Massentourismus hin zu einem "Mallorca, wie es früher einmal war", das erscheint doch ein wenig naiv. Sicherlich, die Insel täte gut daran, mehr auf Innovation zu setzen. Gerade die Balearen-Uni, die in der Vergangenheit mehrfach ausgezeichnet wurde, kann ein wichtiger Motor sein. Auch die Wiederbelebung alter Industriezweige ist wünschenswert. All das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Mallorca vom Tourismus lebt. Das wird sich nicht mehr ändern. Insofern sollten die Kritiker die Chance nutzen, mit einer Regionalregierung zusammenzuarbeiten, deren Politiker sich mehr als all ihre Vorgänger für Nachhaltigkeit einsetzen. Zu sagen, "das reicht uns aber nicht", und das beleidigte Kind zu markieren, führt zu noch mehr Spannungen. Vielmehr gehören Politik und Umweltverbände an einen Tisch, um zukunftsfähige Konzepte für diese Insel zu erarbeiten. Für die Volksvertreter gilt: "Weiter so" funktioniert nicht. Den Tourismuskritikern sei gesagt: Urlauber gewaltsam vom Rand der Insel zu werfen, um auf Eliseo Bayos bildhaften Vergleich zurückzukommen, ist nicht die Lösung. Man könnte sie irgendwann wieder brauchen. Autor: Patrick Czelinski

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