Wer kennt das nicht... Man tritt seinen wohlverdienten Mallorca-Urlaub an, und schon beim Warten am Eincheck-Schalter am Flughafen durchzuckt einen ob der langen Schlange ein gewisses Unbehagen. Und wenn dann nach der Ankunft am Traumziel der Koffer erst nach halbstündigem Warten kommt, ist man schon genervter.
Wenn man dann im Hotel in der Rezeption steht und ewig warten muss, bis man an der Reihe ist, dürfte sich mancher fragen, warum er sich das antut und dafür noch bezahlt. Und wenn dann am Pool schon um 7 Uhr morgens alle Liegen mit Handtüchern belegt sind, ist die Vorfreude quasi verraucht. Ein stringenter Mahlzeiten-Zeitplan engt einen zudem ein und lässt in einem das Gefühl hochkommen, unfrei zu sein, weil man wie eine Aufziehpuppe funktioniert. Das i-Tüpfelchen auf das Ausgeliefertsein ist der Reiseleiter, der am nächsten Tag an irgendeinem Sightseeing-Ort befiehlt, nur zehn Minuten verbleiben zu dürfen.
Die schönsten Wochen des Jahres, wie der Urlaub im beschleunigten Deutschland kurioserweise gern genannt wird, könnte auch ganz anders ablaufen. Wie wäre es, sich von den Insulanern eine Scheibe abzuschneiden und ihre in Orten wie Sa Ràpita oder Colònia de Sant Pere gelebte Lässigkeit und Langsamkeit in seinen Urlaub einfließen zu lassen? Wie wäre es, auch so ungeheuer unprätentiös wie sie zu sein?
Man kauft dann für sich selbst ein und schaut lieber auf die Wellen statt auf die Uhr. Und man bereitet sich im schon zwei Tage getragenen gleichen Hemd halt mal - wenn man vorher keine Lust hat - erst um 15 Uhr das Essen zu, statt pünktlich um 12.25 Uhr im Speisesaal des Hotels auf der Matte zu stehen, um am Büfett bloß nicht nur noch Reste abzubekommen. Man ist frei.
Entschleunigt, entspannt und geerdet begibt man sich dann um 19 Uhr ins Meer, wenn andere schon aufgedonnert in Bluse und Lackschuhen in Hotels zum Abendessen antreten. Wer Bescheid weiß, kann auf Mallorca derart in sich selbst ruhen, dass ihm am Ende die Schlange vor dem Eincheckschalter völlig einerlei ist.
Autor: Ingo Thor