Auf Mallorca Hotelier sein, ist sicherlich keine einfache Sache. Die Betriebskosten steigen, die Ansprüche der Gäste ebenso, und das Panorama der externen Faktoren, die sich von hier aus nicht beeinflussen lassen, nimmt an komplizierter Vielfalt zu.
Beispiele gefällig? Das ist etwa der Brexit. Kommt er nun oder nicht? Und wenn ja, wie wird er sich auf die britischen Urlauberströme in Richtung Insel auswirken?
Da sind ferner die „Flugscham” samt Überlegungen zur Vermeidung von Emissionen. Wenn Deutschland oder die Europäische Union tatsächlich eine CO2-Steuer auf Flugtickets einführen sollten, die das Fliegen verteuert – werden dann weniger Menschen nach Mallorca düsen?
Des Weiteren sind da die Entwicklungen bei den Mitbewerbern. Die griechische Regierung senkt für die kommende Saison die touristische Mehrwertsteuer drastisch von 24 auf 13 Prozent (S. 39). Das heißt, Hotelübernachtungen werden dort günstiger. Und auf welche Ideen die Türkei mit ihren niedrigen Lohnkosten und der staatlichen Tourismusförderung noch kommt, wird ebenfalls Auswirkungen haben.
Nicht zu vergessen Faktor Wetter. In Deutschland war es diesen Sommer zeitweise heißer als auf Mallorca. Wer wollte da schon auf die Insel? Und was ist, wenn der Regen diesen Winter auf Mallorca ausbleibt? Dann steht das Eiland vor keineswegs kleinen Problemen.
Den Wind spüren die Unternehmer auf der Insel demnach zunehmend von vorne, nachdem die geopolitischen Krisen im östlichen Mittelmeer ihnen in den vergangenen Jahren reichlich Rückenwind beschert hatten.
Nach den Rekorden der jüngsten Vergangenheit normalisiert sich die Lage wieder. Das hat auch den einen oder anderen Vorteil: Mallorca ist nicht mehr so überlaufen, der Ressourcenverbrauch sinkt.
Statt in Panik zu geraten, tun die Hoteliers gut daran, an ihren ehrgeizigen Qualitätsstandards festzuhalten. Sie werden dadurch zwar keine spektakulären Zuwächse mehr verzeichnen. Aber treue Mallorca-Fans werden bei gutem Service nicht aufhören, hier von Zeit zu Zeit Urlaub zu machen.
Autor: Alexander Sepasgosarian