Wer dieser Tage Zeit auf Mallorca verbringt, könnte meinen, sich in einer wassertechnisch unproblematischen Region aufzuhalten. Es regnet immer und immer wieder, und wenn einige Tage die Sonne erscheint, wird es erneut feucht. Und das Grün ist auf einmal so ungeheuer frisch und rein.So geht es halt manchmal nach den immer trockenen Sommern auf der Insel zu, und im Zeichen des Klimawandels könnte sich das in den nächsten Jahren auch noch verschärfen.
Doch eigentlich ist Mallorca wasserarm: Die Stauseen sind oft nur mäßig gefüllt, das Grundwasser ist zu mehr als 50 Prozent unbrauchbar, zudem wird zunehmend Meerwasser entsalzt. Dass die Lage ernster wird, deuten Zahlen von diesem Jahr an: Der August war trockener und heißer als der Vergleichsmonat im Vorjahr. Das galt auch für die Monate davor: Zwischen Januar und Juli fielen nur 261 Liter auf den Quadratmeter. Zum Vergleich: Allein in den vergangenen beiden Starkregennächten kam fast die gleiche Menge zusammen.
Was also ist zu tun? Zunächst mal sollte sich jeder Einzelne am Riemen reißen und Wasser sparen, Bürger und erst recht Urlauber. Es ist nunmal so, dass ein Tourist laut der Stadt Palma 278 Liter am Tag verbraucht, während ein Einheimischer nur auf 119 kommt. Einige Hoteliers haben das erkannt und etwa in den Zimmern Waschbecken mit Durchflussbegrenzer installiert sowie Duschen mit Sparbrausen versehen.
Ungeachtet dessen kommt es weiter zu Wasserknappheit auf der Insel. Im vergangenen Sommer wurde in einigen Regionen die Vorwarnstufe ausgelöst, in der Gemeinde Selva etwa floss in ländlichen Bereichen zeitweise nur am Tag Wasser aus den Hähnen.
Angesichts des Klimawandels könnte sich das Wasserproblem auf Mallorca weiter verschärfen. Und da sind die Regierenden gefordert: Sie müssen sich Gedanken darüber machen, wie man das Ganze in den Griff bekommen kann – etwa mit mehr Stauseen oder einer Runderneuerung des lecken Leitungsnetzes. Doch Bewegung ist dort nicht auszumachen.
Autor: Ingo Thor