Es ist verständlich, wenn Menschen auf Mallorca die fortschreitende Massifizierung und die damit verbundene Schädigung der Umwelt beklagen. Ob neue Autobahnen oder Wohnsiedlungen, das alles schafft Unmut. Dass auch angesichts der bevorstehenden Groß-Renovierung des Flughafens der Widerstand wächst, ist also keine Überraschung. Und es ist nachvollziehbar. Die Betreibergesellschaft Aena selbst gibt zu, das Passagieraufkommen an den Flugzeug-Positionen erhöhen zu wollen.
Doch ach: Die da so laut protestieren, sind alte Bekannte, die so ziemlich gegen alles sind, was den Tourismus auch nur im Ansatz fördert. Ob Terraferida, Gob oder wie sie alle heißen, sie haben nicht die Wirtschaft auf der Insel im Blick. Sie verdrängen, dass der Tourismus der Ast ist, auf dem hier fast alle sitzen. Zwar haben sie recht damit, mehr Klima- und Naturschutz anzumahnen, doch ihr Standpunkt ist häufig von regionalistischer Kritik geprägt. „Nos invaden” („Sie marschieren bei uns ein”) heißt es seit Jahrhunderten auf dieser lange Zeit isolierten und deswegen etwas eigenbrötlerischen Insel. Doch in den vergangenen Jahrzehnten mutierte Mallorca bekanntlich zu einem internationalen Ort, wie es ihn so kaum woanders auf der Welt gibt. Mallorca ist heute ebenso mallorquinisch wie spanisch, englisch und deutsch.
Der Widerhall aus grauer Vorzeit, der bei den Airport-Ausbau-Gegnern mitschwingt, ist unzeitgemäß. Die Kritik am Massentourismus und der Naturschutz sind zeitgemäß. Die Protestler vermengen Archaisches mit Nachvollziehbarem, sodass ihre Glaubwürdigkeit schon jetzt leicht in Frage gestellt ist.
Es macht halt keinen Sinn, einfach nur gegen alles zu sein, was in irgendeiner Weise etwas mit Modernisierung zu tun hat. Man darf gespannt darauf sein, wann endlich auf dieser Insel Weltläufigkeit einhergeht mit legitimer Kritik. Das wäre ein fast faszinierender Quantensprung.
Autor: Ingo Thor