Mit viel Tamtam und nicht ohne eine gesunde Portion Eigenlob hat der Inselrat am Dienstag im Es-Baluard-Museum sein Konzept für die Zukunft des Tourismus auf Mallorca vorgestellt. Die Gastredner und Experten kamen unter anderem aus Benidorm und sogar Buenos Aires, wo man sich abschauen möchte, wie „intelligenter” Tourismus funktioniert. Der Plan: Weg vom alleinigen Sonne-und-Meer-Konzept und hin zu Events, Sporturlaub, Nischenangeboten, Nebensaison- und „smartem” Citytourismus. Die Vorschläge sind zwar nicht neu und in ihrer Mehrzahl auch noch ziemlich schwammig, wurden aber selten so deutlich umrissen wie an diesem Montag.
Viele der Ideen, die in den kommenden drei Jahren auf Grundlage eines Strategiepapiers umgesetzt werden sollen, sind sogar richtig gut. Die Urlauberströme mit Hilfe „smarter” Lösungen wie Apps besser zu kanalisieren ist ebenso begrüßenswert wie der Ausbau spezieller Angebote für Gourmets, Rad-, Yoga-, Wander- und Golffreunde. Dass dabei insbesondere die Nebensaison tatsächlich funktionieren kann, wissen die Hoteliers zu berichten, die im MM-Thema der Woche „Gegen den Trend” (S. 16) zu Wort kommen.
Vergessen dürfen aber selbst die schlauesten Politiker eines nicht: Die Insel wird immer ein Sommerziel bleiben. Es ist zwar gut, auch die bei Urlaubern bisher eher unbeliebten Monate November bis März zu beleben, vergraulen sollte man die Sonne-und-Strand-Urlauber nicht, denen die Linksregierung in den vergangenen fünf Jahren mit der Kurtaxe „Ecotasa”, dem Verbot von Ferienvermietung in Palma, All-inclusive-Regulierungen, Feierverboten und überhaupt dem dauerhaften Hinterfragen des touristischen Konzepts bereits einiges zugemutet hat. Viele dieser (teilweise sinnvollen) Maßnahmen wurden in Deutschland interpretiert mit den Worten: „Die Mallorquiner wollen uns nicht mehr!” Es gilt deshalb umso mehr, jetzt ein gesundes Gleichgewicht zu schaffen, in dem sich jeder auf der Insel willkommen fühlt, der wandernde Freund gehobener Küche ebenso wie der sonnesuchende Arenal-Urlauber.
Autor: Patrick Czelinski