In den vergangenen Tagen hat die Tourismuspolitik der Balearen-Regierung immer wieder für Aufsehen gesorgt. Erst wurde das Dekret gegen Alkoholexzesse vom Balearen-Parlament mit riesiger Mehrheit verabschiedet. Dann präsentierte der mallorquinische Hotelverband ein Dokument, das die Gäste künftig bei Ankunft an der Rezeption zu unterschreiben haben (S. 7) . In dem Papier sollen die Urlauber etwa versichern, dass sie nicht vom Balkon in den Pool springen und sich auch sonst „zivilisiert” verhalten werden.
Wohlgemerkt: Der neuartige Benimmschein – der die Hotels juristisch etwa vor Entschädigungszahlungen infolge alkoholbedingter Unfälle schützen soll – ist nicht inselweit zu unterzeichnen, sondern lediglich in den traditionellen Partyhochburgen Playa de Palma (ohne Can Pastilla) und Magaluf.
Das Vorhaben macht deutlich: Die Balearen-Regierung forciert den Wandel hin zu einem hochwertigen Tourismus, will ihn geradezu neu erfinden. Ziel ist, die häufig auch in der Öffentlichkeit (und danach in den Medien) sichtbaren Alkoholgelage auszutrocknen. Auch All-inclusive-Hotels soll der Alkoholhahn zugedreht werden, die ihren Gästen bekanntlich nahezu freien Zugang zu Billig-Bier und Spirituosen gewährten.
Wird das nun dem Tourismus, wie man ihn bislang in Arenal und an der Punta Ballena kannte, den Garaus machen? Ein Umdenken – und ein Umbuchen – wird hier und da sicherlich einsetzen. Aber die große Masse an Besuchern, die sich auch ohne Benimmschein zivilisiert zu benehmen weiß, wird weiterhin nach Mallorca reisen, wenn ihr danach ist.
Jetzt lässt sich argumentieren, dass die deutschen Besucherzahlen bereits 2019 gesunken sind, um 2,6 Prozent auf 4,54 Millionen (S. 36) . Kritiker führen gerne die Ökosteuer, hohe Preise und die Gängelung der Mallorca-Party als Gründe an.
Andererseits: Die Besucherzahlen aus England und vom Festland legten deutlich zu. Für diese Urlauber scheint Mallorca nach wie vor attraktiv zu sein. Warum sollte dies bei der Mehrheit der Deutschen großartig anders sein? Sie werden ungeachtet der Schwankungen Mallorca treu bleiben.
Autor: Alexander Sepasgosarian