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Wir werden diesen Sommer noch Urlauber sehen

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Es gibt Dinge, die eine solche Eigendynamik entwickeln, dass man sich am Ende fragt: „Wie konnte das eigentlich alles passieren?”. Beim Corona-Shutdown war das so. Aus einem Virus im fernen China, „kaum schlimmer als die Grippe”, wurde die „größte Prüfung seit dem Zweiten Weltkrieg”. Erst ein paar isolierte Fälle – auch in Deutschland – dann abgeriegelte Dörfer in Norditalien, schließlich eine heftige Gesundheitskrise von Spanien bis in die Türkei, von Großbritannien über die USA bis nach Ecuador, geschlossen Grenzen, Feldlazarette, das weltweite Grounding der Airline-Flotten – und schließlich ein globaler Lockdown. Schwupps, die Welt steht still. Die Delfine sind zurück, in Großstädten hört man die Vögel wieder zwitschern, Rehe erobern unsere Parks. Das Undenkbare ist passiert – binnen weniger Wochen.

Doch kaum flacht die Infektionskurve ab, beginnt eine neue Entwicklung eine ganz eigene Dynamik zu bekommen: die des Corona-Exits. Die ersten Spaziergänge am Meer geben eine leise Ahnung von dem zurück, was einmal „echte” Freiheit war. Und die Rufe nach dieser – zumindest aber nach einem Stück „Normalität” – werden auch auf Mallorca immer lauter. Und da gehören auf dieser Insel nun einmal Touristen dazu. Die Regierung tut deshalb gut daran, bereits jetzt Gespräche über eine Wiederbelebung der Balearen möglicherweise schon vor der „Neuen Normalität”, die die spanische Regierung am 22. Juni erwartet, zu führen. Warum?

Weil wir lernen müssen, mit dem Virus zu leben, das sagen auch die Experten. Wenn das so ist, muss aber auch die Freizügigkeit in Europa so schnell es geht wieder möglich sein – natürlich erst dann, wenn die einzelnen nationalen Gesundheitssysteme entlastet sind und ein EU-weites Konzept für „sicheres Reisen” steht. „Sicherheit gewährleisten, aber Freiheiten ermöglichen”, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am Mittwoch. Wenn das klappt, werden wir noch in diesem Sommer Urlauber auf der Insel sehen – der wichtigste Wirtschaftszweig Mallorcas hätte zumindest noch etwas von dieser verlorenen Saison. Meine Vermutung: Die Eigendynamik wird es möglich machen.

Autor: Patrick Czelinski

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