Es gibt ein deutsches Sprichwort, das in die jetzige Zeit perfekt passt: Not vereinigt Herzen. Die leidige Corona-Pandemie hat bewirkt, dass etwas vor einigen Jahren noch Undenkbares auf Mallorca passiert: Immer mehr einst durchaus gut situierte Menschen haben kein Geld mehr, um sich Lebensmittel zu kaufen. Viele verschulden sich. Diese bedenkliche Entwicklung liegt auch daran, dass von Politikern versprochene Hilfen einfach nicht ausgezahlt werden.
Nur gut, dass private Hilfe für Bedürftige funktioniert. In einem Gebiet wie der Europäischen Union, wo es eine Überproduktion von Nahrungsmitteln gibt, kann es nicht angehen, dass Menschen hungern müssen. Deswegen ist es gut, dass angesichts des staatlichen Versagens privat etwas auf die Beine gestellt wird. So wie in der vergangenen Woche in Cala Rajada, wo ein Spediteur aus dem Münsterland 36 Paletten Winterkleidung und Lebensmitteln nach einer tagelangen Fahrt abgeladen hat ( siehe Seite 18 ). Durch die Not rücken nun Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammen, die vor wenigen Jahren noch mehr übereinander als miteinander geredet hatten. Jetzt nähert sich auf der internationalen Insel Mallorca an, was eigentlich schon immer hätte enger zusammengehören müssen.
Bleibt zu hoffen, dass dies nach dem irgendwann kommenden Ende des Corona-Alptraums auch so bleibt. Möglich ist das durchaus. Spanier wie Deutsche, Briten wie Schweden mussten monatelang das gleiche traumatische Leid erfahren: Restriktionen, Maskenpflicht, eine Ausgangssperre, verstärkt kontrollierende Polizisten.
Es ist nicht nur Not, die die Menschen zusammenbringt. Es ist auch die wachsende Sehnsucht, endlich wieder so zu leben, wie sie es jahrzehntelang gewohnt waren. Frei, ohne Restriktionen und ohne die immer wieder durch die Medien geisternden bedrückenden Äußerungen von Politikern, zu denen auch Panikmacher gehören. Wenigstens eine positive Sache hat der Alptraum gebracht: Gegensätze werden abgemildert, Herzen vereinigt.
Autor: Ingo Thor