Langsam und in Ruhe will die Ministerpräsidentin der Balearen, Francina Armengol, ab 26. April die coronabedingten Einschränkungen lockern. Zeitgleich zu ihrer Ankündigung verabschiedete in Deutschland der Bundestag die sogenannte „Corona-Notbremse”. Im Vergleich zur deutschen Corona-Politik, die seit Monaten den Eindruck eines planlosen Hin und Her erweckt, lassen sich die Maßnahmen auf Mallorca – trotz aller Kritik – durchaus als Krisenmanagement bezeichnen. Und während in Deutschland und anderen Ländern die Inzidenz-Zahlen nicht in den Griff zu kriegen sind, ist die Lage auf Mallorca weitaus entspannter. Selbst an Ostern nahmen die Neuansteckungen nicht zu.
Trotzdem wird es auf Mallorca nur vorsichtige Lockerungen geben. Seit dem 12. April dürfen sich bereits wieder sechs Personen aus zwei Haushalten privat treffen, ab 2. Mai dürfen große Einkaufsmärkte erneut an Wochenenden öffnen. Den besonders stark gebeutelten Gastronomen will der Govern Balear ab 26. April erlauben, die Terrassen zu vergrößern und nun auch von 20 bis 22.30 Uhr Gäste zu empfangen – von Montag bis Donnerstag und weiter nur an Vierer-Tischen. Dafür wird die nächtliche Ausgangssperre von 22 auf 23 Uhr verkürzt.
Das Innere der Gaststuben bleibt dagegen weiter geschlossen. Grund: hohe Infektionsgefahr in Innenräumen. Tatsächlich war im vergangenen März die Zahl der Infizierten gestiegen, nachdem Lokale auch drinnen bewirten durften.
Dass der Branche diese Erleichterungen nicht weit genug gehen, ist verständlich. Ihr steht das Wasser mittlerweile bis zu den Haarspitzen. Doch die Balearen-Regierung verfolgt seit jeher ein großes Ziel, dem sie alle Lockerungen unterordnet: die Rettung der touristischen Sommersaison.
Um so dringlicher suchen Juristen nach Möglichkeiten, die Ausgangssperre auch nach dem 9. Mai aufrecht zu erhalten. Denn diese ist an den Alarmzustand gebunden, den die spanische Regierung am 9. Mai enden lässt. Der Govern wird – auch wenn der „Toque de queda” fällt – sein Ziel nicht aus dem Blick verlieren. Dazu hängt Mallorcas Wirtschaft zu sehr vom Tourismus ab.
Autor: Martin Breuninger