Mit Pretty Yende ist es Pablo Mielgo wieder einmal gelungen, einen Weltstar, „ eine der schönsten Stimmen der Opernwelt, eine der charismatischsten Bühnenpersönlichkeiten der Jetztzeit“ (so in„Bühne“, dem größten österreichischen Theater- und Kulturmagazin, zu lesen) nach Palma zu holen. Gestern Abend trat sie, zusammen mit dem jungen spanischen Tenor Xabier Andruaga in der zweiten Operngala dieses Sommers im Auditorium auf.
Im Gepäck hatten die Beiden Arien und Duette unter anderem von Donizetti, Offenbach und Verdi. Zwei Ouvertüren (gleich zu Beginn die zu „Don Pasquale“, längst ein Paradestück Mielgos und seines OSIB) und das brillant instrumentierte und vor rhythmischer Vitalität fast berstende Intermedio aus Gimenez‘ „La boda de Luis Alonso“ ergänzten das Programm.
Pretty Yende, deren Karriere sich wie ein modernes Märchen liest – vom Kirchenchor einer südafrikanischen Kleinstadt an die Met – beeindruckte vom ersten Takt an durch ihre Bühnenpräsenz und ihre runde, wohltönende Sopranstimme. Zuvor hatte Xabier Anduaga mit „Tombe degli avi miei“ aus Donizettis „Lucia di Lammermoor“ klar gemacht, worum es an diesem Abend ging: Belcanto at its best. Im Duett mit ihm – und in allem, was folgte - konnte man sich der Magie, dem Charisma, das von ihr ausging, schwerlich entziehen: jede Kantilene, jede Geste wurde zum Ereignis. Die perfekte Artikulation in mehreren Sprachen (Italienisch, Französisch, Spanisch und Englisch an diesem Abend) erhöhte das Hörvergnügen. (Aber das gehört ja bei Sängern dieser Liga sowieso zum Standard.) In „Chacun le sait“ aus der „Regimentstochter“ kam auch ihr komödiantisches Talent zur Geltung, womöglich noch gesteigert in der Schlussnummer vor der Pause: „Les oiseaux dans la charmille“, der effektvollen Arie der Aufziehpuppe Olympia aus dem zweiten Akt von „Hoffmanns Erzählungen“, der, wie dem Duracell-Bunny aus der Werbung der „Saft“ ausgeht. In diesem Fall half natürlich kein Batteriewechsel, Aufziehen durch Maestro Mielgo gab ihr die Power zurück…
Die Wilhelm Tell-Ouvertüre leitete den zweiten Teil ein. Mit „Una furtiva lagrima“ aus dem „Liebestrank“ bot sich die Möglichkeit zum Vergleich: mit dieser Arie hatte zwei Tage zuvor Mingije Lei im Trui Teatre geglänzt. Nun, von Xabier Anduaga vorgetragen, wirkte sie zwar „reifer“, ließ aber den Schmelz, den der Chinese in der Stimme hatte, etwas vermissen; metallischer, härter klang Andruagas Organ.
Nach weiteren Donizetti-Preziosen, Glanznummern von Gimenez und V.Herbert, fand der Abend mit dem Trinklied aus Verdis "Traviata" sein effektvolles Ende. Geplant war eigentlich „Tonight“ aus Bernsteins unverwüstlicher West Side Story, auf das sich so mancher gefreut haben mochte. Aber mit dem „Traviata“-Klassiker bekam das Publikum auch einen Ohrwurm zum Nachträllern mit auf den Nachhauseweg. Und der trug sicher auch zur Applausfreudigkeit bei: standing ovations und mehrere Vorhänge (wie man das in der Oper nennen würde) standen am Schluss. Ein großer Abend war zu Ende und hinterließ ein glückliches Publikum.