Konzertantes Hauptwerk des ersten Saisonkonzerts im Trui Teatre am 29.September wird Beethovens Konzert für Klavier, Violine und Violoncello in C-dur, op.56, sein, das sogenannte Tripelkonzert. Unter Joji Hattori, der auch den Violinpart spielen wird, komplettieren Barbara Moser (Klavier) und Alexej Stadler (Cello) das Trio, das mit den Balearensinfonikern konzertiert. Ich möchte Ihnen das selten gespielte Werk kurz vorstellen. Karten gibt’s hier.
In der Wiener Klassik, also ab Haydn und Mozart, gerieten Konzerte, in denen ein kleines Ensemble dem Orchester gegenübertrat, aus der Mode. Im barocken Concerto grosso war das gang und gäbe gewesen. In der Mitte des 18.Jahrhunderts fand dann so etwas wie eine Emanzipation der einzelnen Instrumente statt, um das Klavier etwa bildete sich geradezu ein Starkult, die Pianisten wollten sich ihren Auftritt nicht länger mit anderen Solisten teilen. Es war die Geburt des Virtuosenkonzerts. Angeführt von Mozart, der die meisten seiner Klavierkonzerte für sich selbst schrieb, über Beethoven und die Romatiker Schumann, Brahms, Liszt und Chopin bis in unsere Tage wurde das Solokonzert zum Höhepunkt großer Abende vor großem Publikum. Beethovens Tripelkonzert gehört zu den wenigen „Rückfällen“ in die Tradition des Barock. Seine etwas spärliche Präsenz in den Programmen verdankt sich unter anderem dem Umstand, dass es zu seiner Wiedergabe eines kompletten Klaviertrios bedarf und – wenn man’s mal nüchtern unter finanziellem Aspekt betrachtet – drei Solistengagen anstatt nur einer gezahlt werden müssen. Dazu kommt, dass der Klavierpart nicht besonders virtuos ist, im Vergleich etwa zu den fünf Klavierkonzerten Beethovens oder gar ausgesprochenen „Reißern“ wie dem Tschaikowskykonzert oder den beiden Liszt-Konzerten. Der Pianist ist im Tripelkonzert als Teil eines Klaviertrios im besten Fall Primus inter pares. Trotzdem waren Größen wie Richter, Arrau, Eschenbach oder der kürzlich verstorbene Lars Vogt bereit, sich dieser auf den ersten Blick undankbaren Aufgabe zu stellen.
Den Klavierpart für sein op.56 schrieb Beethoven für seinen adeligen Schüler, den Erzherzog Rudolph, dessen pianistische Fähigkeiten offensichtlich begrenzt waren. Der Mangel an virtuosen Hochglanzpassagen – wenn man ihn denn als solchen empfinden will – wird wettgemacht durch ein ausgetüfteltes, stellenweise intimes Zusammenspiel mit Geige und Cello: Kammermusik trifft auf großflächige, zum Teil plakative Sinfonik im Tuttipart.
Sinfonische Musik bedeutet ja immer Entwicklung. Und hier setzt Beethoven sein ganzes Knowhow ein. Das fast rezitativisch wirkende Motto, das den ersten Satz einleitet, ist das Basismaterial für grandiose Steigerungen. Der punktierte Rhythmus gibt den Drive vor, der dem musikalischen Geschehen Dramatik verleiht. Das Korsett der Sonatenform, die das thematische Material bändigt, wird an allen Ecken und Enden gesprengt, und so entsteht ein typisch Beethoven’sches musikalisches Drama. Seine ausladenden Dimensionen machen das Werk ein wenig kopflastig, das folgende Largo (in As-dur) ist demgegenüber kurz, fast intermezzoartig. Es lebt von schlichter Melodik, angestimmt vom Cello, variativ fortgeführt und vom Klavier figurativ begleitet. Das finale Rondo hat einen ausgesprochen unterhaltend-reißerischen Charakter, das sogar Polka-Anklänge nicht scheut. Am Schluss kippt das Metrum in ein strettahaftes Dreiviertel-Allegro, rauschende gemeinsame Passagen der Solisten beenden den Satz. – Nach der Pause steht die 1.Sinfonie von Brahms auf dem Programm. Meine Einführung dazu können Sie hier lesen. Wenn Sie das Tripelkonzert vorab ein wenig kennenlernen möchten: bei YouTube gibt’s den 1.Satz in einem Videomitschnitt vom Konzert, mit dem Leonard Bernstein einst seinen 60.Geburtstag feierte. Klicken Sie hier.