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Konzertkritik: Das Debüt des italienischen Dirigenten Giacomo Sagripanti beim OSIB

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Gestern Abend debütierte der italienische Dirigent Giacomo Sagripanti beim OSIB im Trui Teatre mit Berlioz, Strawinsky und Brahms. Sagripanti kommt von der Oper, seine Schwerpunkte liegen bei Rossini (Cenerentola), Donizetti (Don Pasquale), Verdi und Puccini. Man sagt, dass Dirigenten ihr Handwerk am besten und gründlichsten im Orchestergraben lernen. Sagripanti scheint dies zu bestätigen; denn was er bot, war ein grundsolides Dirigat, mit klarer, auch fürs Publikum nachvollziehbarer Zeichengebung, der auch eine gewisse (italienische?) Eleganz nicht fehlte.

Gleich das erste Stück des Abends, die Ouvertüre „Le carnaval romain“ von Hector Berlioz, gelingt mit seinen raffinierten Orchestereffekten nur auf der Basis sicherer Handwerksbeherrschung. Wenn dann noch Temperament seitens des Dirigenten dazukommt und das Orchester einen guten Tag hat, kommt ein fesselndes, farbiges Klangkaleidoskop dabei heraus: wir bekamen einen funkensprühenden, effektvollen Berlioz zu hören, der bereits um Viertel nach acht erste Zuhörer zu Bravo-Rufen hinriss.

Igor Strawinskys Ballett Der Feuervogel entstand im Auftrag des legendären Impressarios Sergei Diagilew für dessen Ballets Russes 1910. Die Suite von 1919, die gestern Abend erklang, enthält alle für die Musik des 20.Jahrhunderts richtungweisenden Elemente: erweiterte Tonalität, neue Orchestereffekte, kühne Rhythmik – den ganzen frühen Strawinsky eben. Es ist ein Werk des Aufbruchs und lässt bereits das 1913 komponierte Skandalwerk Le Sacre du Printemps ahnen. Beides, was für eine packende Aufführung nötig ist, Präzision und Verve, brachte Sagripanti ein. Und ganz nebenbei wurde einem wieder einmal bewusst, dass es Werke gibt, die nur live im Konzertsaal ihre ganze Pracht entfalten können. Der Feuervogel gehört dazu; was Sagripanti an klanglicher Raffinesse und bei aller Transparenz durchschlagender Wucht aus dem Orchester herausholte, vermag die beste und teuerste Stereoanlage nicht wiederzugeben. Unter anderem deswegen lieben wir unsere Abokonzerte.

Nach der Pause dann die zweite Sinfonie von Brahms. Den ersten Satz nahm Sagripanti recht zügig und war damit auf der sicheren Seite: ein langsames Tempo birgt die Gefahr, den Satz auf das Lyrische zu reduzieren (das er, eingebunden in eine großdimensionierte Architektur, natürlich auch enthält). Man hat die Zweite als Brahms‘ Pastorale bezeichnet, was durch ihre Naturinspiriertheit (Brahms schrieb sie in der idyllischen Landschaft des Wörther Sees) durchaus gerechtfertigt ist. Aber er wäre nicht Brahms, wenn er nicht auch strenge motivische Arbeit in sein Werk hineingelegt hätte. Unter Sagripantis Taktstock kam beides auf seine Kosten: die Naturidylle und die an Beethoven erinnernde Struktur. Den Melodienreichtum und die romantische Harmonik der beiden Mittelsätze gestaltete Sagripanti zu einem beglückenden Spaziergang durch Kärntens Hain und Flur, Sonne und Wolken sorgten für eine ausgewogene Stimmung. – Das Finale ist ein Sonatensatz voller Überraschungen, der zu Beginn das Kontrabassmotiv vom Anfang des ersten Satzes, rhythmisch verändert, wieder aufnimmt und an dessen Ende das zweite Thema in einer furiosen Coda triumphiert. Sagripanti machte einen wahren Freudentaumel daraus, das Publikum war begeistert.

Bereits am kommenden Donnerstag, 8.Dezember, 20 Uhr, findet im Auditorium Palma das nächste Abokonzert statt: die Brüder Bringuier, Nicolas am Klavier und Lionel am Pult, geben sich die Ehre und dem Publikum die Freude, das 1.Klavierkonzert und die erste Sinfonie („Winterträume“) von Peter Tschaikowsky aufzuführen. Das Konzert wird tags darauf, am 9.12. um 19.30 Uhr im Auditorium in Manacor wiederholt.Karten gibt’s hier, eine Werkeinführung können Sie demnächst an dieser Stelle lesen.

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