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Konzertkritik: Nicht nur mit Strauß schwungvoll ins neue Jahr

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Während im letzten Neujahrskonzert (unter Pablo Mielgo) fast ausschließlich Werke der Strauß-Dynastie erklangen, wagte gestern Joji Hattori einen Blick über den Wiener Tellerrand: mit Rossini, Giménez und Chabrier sorgten (auch) Nicht-Wiener für Stimmung, und das nicht zu knapp!

Gleich zu Beginn ein bewährtes Schlachtross der opera buffa, Rossinis brillante Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“, gefolgt von der berühmten Arie „Una voce poco fa“. Mit ihr präsentierte sich die Sopranistin Rebecca Nelsen (von der Wiener Volksoper) nicht nur als fantastische Sängerin – auch ihr schauspielerisches Talent überzeugte. Mit ihrer Erfahrung auf der Opernbühne gestaltete sie diese und alle weiteren Arien des Abends szenisch.

Hattori, nicht nur ein temperamentvoller, ganz der Klangschönheit verpflichteter Dirigent, sondern auch ein begnadeter Geiger, brachte in dieser Doppelfunktion Mozarts Rondo für Violine und Orchester, KV 373, zu Gehör. Und da er die Geige schon mal in der Hand hatte, begleitete er die Sängerin in der folgenden Arie „L’Amaró, saró costante“ aus Mozarts früher Oper „Il re pastore“ auf seinem Instrument. (Was übrigens kein spontaner Gag war, sondern von Mozart so vorgesehen: eine der wenigen Opernarien mit obligater Violine!)

Danach ging die musikalische Reise weiter nach Spanien. Es dürfte bisher nur wenigen bekannt sein, dass es auch einen „Barbier von Sevilla“ von G. Giménez gibt. Seit gestern wissen wir, dass diese Zarzuela, vor allem, was die Orchestrierung angeht, durchaus mit Rossini mithalten kann.

Auch das letzte Stück vor der Pause galt Spanien: auch wenn Emmanuel Chabrier Franzose war, huldigte er mit „España“ dem spanischen Lokalkolorit. Für das Orchester bot diese Komposition wieder einmal Gelegenheit, seine klanglichen Möglichkeiten auszureizen und das Publikum mit einem süffigen, kulinarischen Sound zu beglücken.

Nach der Pause ging’s dann wieder wienerisch zu: mit der „Fledermaus“-Ouvertüre stand ein weiteres orchestrales Paradestück auf dem Programm. Mit dem Czárdás de Rosalinde blieb der Abend noch ein wenig in den Händen der „ratpenat“, wie die Fledermaus auf Katalanisch etwas zungenbrecherisch heißt. Rebecca Nelsen spielte auch hier ihre dramatisch-kommödiantische Begabung aus.

Neckisch ging’s mit der Pizzicato-Polka weiter, bevor eine Arie von Franz Lehár erklang. Auch der Walzer „Gold und Silber“ war Lehár vom Feinsten. Zum Schluss wurde es noch ungarisch-temperamentvoll: mit „Heia in den Bergen“ von Emmerich Kálmán ging der offizielle Teil des Abends zu Ende. Aber Schluss war natürlich noch lange nicht. Die Sopranistin bedankte sich für den überschwänglichen Applaus mit einem hübschen Gag: in einer Arie von Donizetti spielte sie selbst die Trompete! – Dass danach noch der Donauwalzer und der Radetzkymarsch erklangen, folgte der alten, eben nicht nur in Wien beheimateten Tradition. Solistin und Dirigent teilten sich die Arbeit: Hattori kümmerte sich um das Orchester, Rebecca Nelsen sorgte mit großen Gesten dafür, dass das Publikum beim Radetzkymarsch im (Mitklatsch)takt blieb und sich dynamisch an die Vorgaben des Orchesters hielt.

Am Donnerstag, 12.01., gehen die Abokonzerte im Auditorium weiter. Francisco Fullana wird das 1.Violinkonzert von Szymanowski spielen, daußerdem erklingt eine Ballettsuite von Prokoffiew. Karten gibt’s hier.

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