Gleich an drei Orten im Hauptstadtzentrum bricht die Asphaltdecke weg, es entstehen metertiefe Erdkrater, der Verkehr kommt zum Erliegen. Nur ein paar Kilometer weiter stürzt die Decke eines Lesungssaals der Universität ein, fliegen Teile der Dachabdeckung einer Sporthalle durch die Luft, versinken Straßenzüge in sintflutartigen Wassermassen, werden Menschen und Weiler durch ausbrechende Naturgewalten von der Zivilisation abgeschnitten, ist die Stromversorgung in Hunderten von Haushalten noch Tage später unterbrochen.
Was wie der Trailer für den zweiten Teil des Weltuntergangs-Dramas „2012” von Roland Emmerich klingt, spielte sich genau so zwischen Montag und Dienstag auf Mallorca ab. Ein Sturmtief mit dem niedlich klingenden Namen Juliette, das für nur wenige Stunden über die Insel fegte, hinterließ fast allerorts ein Bild der Verwüstung (S. 6 und 8). Menschen kamen Gott sei Dank nicht zu schaden, dem Image der Insel als modernes und sicheres Urlaubsreiseziel verpasste Juliette dafür aber einen schmerzhaften Kinnhaken.
Denn selbst als Regen und Sturm erprobter Norddeutscher frage ich mich ganz im Ernst, wie es zu solch schweren Wetterverwüstungen kommen konnte. Mallorca liegt ja schließlich im Mittelmeer und nicht irgendwo in der Hurrikan-Schneise am Golf von Mexiko.
Bereits in den vergangenen Jahren sorgten über die Insel ziehende Sturm-ausläufer für beachtliche Schäden, zum Teil mit Todesopfern. Doch gelernt haben verantwortliche Politiker aus diesen Naturkatas-trophen scheinbar nur wenig. Dabei ist ihre Aufgabe, Infrastruktureinrichtungen wie Gebäude, Sturzbachläufe und Straßen vor den immer häufiger auftretenden Klima-Extremen zu sichern und zu schützen. Sich einfach nur damit abzufinden, dass nach Regen irgendwann wieder der blaue Himmel strahlt, reicht jedenfalls nicht, um größere Katastrophen für Mensch und Infrastruktur in Zukunft zu verhindern. Selbst auf einer Sonneninsel nicht.