Da ist er wieder, dieser „Ganz-Deutschland-schaut-auf-Mallorca-Moment”. Mal wieder steht die Insel im Mittelpunkt der sommerlichen Berichterstattung insbesondere deutscher Boulevard-Medien – einigen jungen mutmaßlichen Vergewaltigern „sei Dank”. Die Antwort auf die vielfach in dieser Redaktion ausgesprochene Frage „Wer wird wohl dieses Jahr etwas Verrücktes anstellen” ist gegeben. Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man fast lachen.
Zunächst einmal sei hier an das (mutmaßliche) Opfer gedacht, das wie immer, wenn irgendwo auf der Welt Männer ihren Trieb nicht im Griff haben, in der Berichterstattung kaum erwähnt wird. Eine junge Frau, deren Traumurlaub zum Albtraum wurde, weil sich – wie so oft – Partyurlauber auf Mallorca in einem gesetzlosen Raum wähnten. Das wiederum ist Wasser auf die Mühlen all jener, die die berühmt-berüchtigten Straßenzüge an der Playa de Palma, in denen Jahr um Jahr die große „Malle”-Party steigt, lieber heute als morgen komplett dicht machen würden. Denn leider führt einem auch dieser Fall wieder deutlich vor Augen, welch eine vermeintliche Gesetzlosigkeit am von deutschen Saufurlaubern besiedelten „Ballermann” herrscht. „Auf Malle ist alles erlaubt”, ist traurigerweise eine in den Köpfen vieler deutscher Arenal-Touristen tief verwurzelte Annahme.
Natürlich ist nicht jeder Partyurlauber an der Playa ein potenzieller Vergewaltiger. Umgekehrt ist der Fall aber einer von vielen Auswüchsen des zügellosen Benehmens überwiegend deutscher Touristen in dieser Gegend. Und das wiederum schadet vor allem dem Ansehen Mallorcas.
Man kann den zweifelsohne richtigen Satz „Mallorca ist so viel mehr als der Ballermann” nämlich so oft wiederholen wie man will, aber im Sommer bestimmen bedauerlicherweise allzu oft der Partytourismus und die Blüten, die er treibt, die Berichterstattung auf der und über die Insel. Die Verantwortlichen auf Mallorca sollten ihren Kampf gegen den Sauftourismus deshalb weiter intensivieren. Dieser kennt nämlich nicht nur Täter – er hat auch Opfer.